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Eines der Autos, die der Täter angezündet hat, steht am 20. Mai in der Keplerstraße in Oberschöneweide.

© Paul Zinken/dpa

Berlin-Oberschöneweide: Auto-Brandstifter gesteht vor Gericht

Der 26-jährige Angeklagte gesteht zehn Anschläge auf Fahrzeuge mit zumeist polnischen Kennzeichen. Fremdenhass als Motiv bestreitet er.

Der Brandstifter legte keine langen Wege zurück. „Ich bin in meinem Kiez durch die Straßen gelaufen und habe Wagen mit polnischen Kennzeichen gesucht“, gab Florian M. vor dem Landgericht zu. Er ist verantwortlich für zehn Anschläge auf Autos in Oberschöneweide. Betroffen waren Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen. Fremdenhass aber habe ihn nicht getrieben, versicherte der 26-Jährige. „Ich bin nicht rechts.“ Er sei frustriert gewesen, weil er den Job verloren und Angst vor der Zukunft hatte.

Die Serie begann am 20. Mai. Zwei Fahrzeuge brannten aus. Drei Tage später traf es ein weiteres Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen. Flammen griffen auf weitere geparkte Wagen über. „Ich war sauer auf meinen Ex-Chef, der Pole ist“, sagte der Angeklagte. Möglicherweise habe er deshalb gezielt Fahrzeuge mit polnischen Kennzeichen gesucht. „Nach dem vierten Anschlag bestand Verdacht auf politisch motivierte Straftaten“, erklärte eine Ermittlerin. Der Polizeiliche Staatsschutz übernahm den Fall.

In seiner Wohnung fanden Ermittler Aufkleber der NPD

Der Täter schlug weiter zu, blieb dabei in der Nähe des Waldowplatzes. Einer der Wagen, die er in Brand steckte, hatte ein französisches Kennzeichen, einer ein niederländisches. Florian M., gelernter Lagerist und zuletzt Versandmitarbeiter, war seit etwa fünf Monaten arbeitslos. Seine Freundin war schwanger, sein Konto nach einer Zockerei im Internet überzogen. Dabei sei er ein Mann, „der alles perfekt machen will“, sagte der Angeklagte, der seit längerem unter einer psychischen Erkrankung leidet.

Als der Brandstifter am 12. Juni auf frischer Tat gefasst wurde, legte er schnell ein Geständnis ab. In seiner Wohnung in Oberschöneweide fanden Polizisten etwa 200 Aufkleber der rechtsextremen NPD. Die habe er im Internet bestellt, „weil ich mit der Flüchtlingspolitik nicht einverstanden war“, sagte der Angeklagte. Ein Zusammenhang mit seinen Taten bestehe nicht. „Es war nicht meine Absicht, einer bestimmten Gruppe von Menschen Angst zu machen, ich habe versucht, meinen Frust zu bewältigen.“ Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.

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