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Barack, überwache uns nicht. Am Checkpoint Charlie protestierten am Dienstag ein paar Dutzend Demonstranten gegen das amerikanische Internet-Überwachungsprogramm. Foto: Nietfeld/dpa

© dpa

Berlin: Berlin putzt sich heraus

Anspannung vor dem Anflug: Touristen schauten auf Panzerwagen, Rikscha-Fahrer suchten Schleichwege.

DIE RIKSCHA-FAHRER

„Ich bleibe hier, bis mich wer vertreibt“, sagt Martin Blunck, der vormittags trotzig in seiner Rikscha auf dem Potsdamer Platz sitzt. Wo er sein Gefährt dann hinziehen wird, weiß er noch nicht: „Mal gucken, bis wohin abgesperrt wird.“ Der 58-Jährige ist genervt von den Sicherheitsvorkehrungen: „Für mich bedeutet das Umwege, weniger Kundschaft, finanzielle Einbußen.“ Sein Kollege sieht das gelassener: „Vielleicht bleiben am Mittwoch auch einige Fahrer zu Hause, weil sie denken, dass es sich nicht lohnt, rauszufahren. Davon würde ich profitieren. Ich bin auf jeden Fall die ganze Zeit unterwegs, vielleicht mache ich ja auch richtig guten Umsatz.“

DER DEMOKRAT

David Knutson erfuhr erst am Montagnachmittag von seinem Glück. Der Vorsitzende der „Democrats Abroad Berlin“ ist einer der 5000 geladenen Gäste und darf die Rede von Präsident Obama aus nächster Nähe verfolgen. Heute habe er den ganzen Tag rumtelefoniert, sagt Knutson, um herauszufinden, welche anderen Exil-Amerikaner ebenfalls eingeladen sind. Um die zehn „Democrats“ sind es insgesamt. „Ich freue mich unheimlich. Ich war auch schon vor fünf Jahren an der Siegessäule.“ Knutson wurde in Seattle geboren und kam 1972 als Solist an die Deutsche Oper.“ Ich hoffe, dass Obama über die deutsch-amerikanischen Beziehungen sprechen wird. Das ist mir wichtig“, sagt er. Schließlich sei er Halbdeutscher.

DER DEMONSTRANT

Walter Palmetshofer, 35 Jahre, aus Berlin, hat sich an der Anti-Ausspionier-Demo am Checkpoint Charly am Dienstag beteiligt. Die rund 30 Teilnehmer skandieren „Yes we scan“ – in Anlehnung an Obamas Wahlkampfslogan 2008: „Yes we can“. Palmetshofer sagt: „Das ist ein guter Anlass, um auf das Problem des Ausspionierens im Internet durch Behörden aufmerksam zu machen.“ Allerdings bestehe das nicht nur in den USA, sondern weltweit, weshalb man es nicht allein an Obama festmachen könne. Die Demonstranten haben das Schild am Checkpoint Charly durch ein neues ersetzt. Nun steht da nicht mehr „Entering the American sector“, sondern „Your privacy ends here“.

DIE GELASSENE

„Beim letzten Mal, als wir in Berlin waren, war der Papst zu Besuch“, sagt Juliane Wild. Die 47-Jährige ist mit ihrem Partner aus Gera gekommen, nicht für Barack Obama, sondern fürs Iron-Maiden- Konzert am Dienstagabend in der O2-Arena. „Wir kennen Berlin also gar nicht anders als abgesperrt und mit großem Polizeiaufwand“, fügt Rainer Giese lachend hinzu. Eigentlich wollten sie abends mit dem Auto zum Konzert fahren, aber im Hotel riet man ihnen davon ab. „Alles nicht so schlimm, wir fahren mit der S-Bahn!“

Von Leonie Langer, Tanja Buntrock und Kalle Harberg

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