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Berlin: Berlin sieht aus wie Kabul

Die Stadt dient als Kulisse für einen neuen Film mit Jeff Goldblum – und kommt doch kaum vor

Was Berlin als Drehort für einen internationalen Kinofilm auszeichnet? „Es ist so viel ruhiger als New York, aber es ist auch noch eine Stadt“, sagt Regisseur Hal Hartley. „Hier kann man alle Energie für den Film verwenden“, bestätigt Schauspielerin Parker Posey. Ein bisschen mehr steht aber doch noch dahinter, dass Hartley seinen neuen Film „Fay Grim“ mit Stars wie Jeff Goldblum oder Jasmin Tabatabai zum Großteil hier dreht.

Ein nahe liegender Grund ist wohl, dass Hartley im vergangenen Jahr mit einem Stipendium der American Academy nach Charlottenburg gezogen ist. In Berlin sitzt auch Produzent Martin Hagemann, der schon 1994 mit Hal Hartley am Film „Flirt“ zusammengearbeitet hat – und jetzt eben an „Fay Grim“. „Ich will hier eine kleine Produktionsstätte etablieren“, erzählt Hartley.

Für die Geschichte spielt Berlin allerdings keine Rolle. „Fay Grim“ ist die Fortsetzung des Films „Henry Fool“, der 1998 in Cannes die Goldene Palme für das beste Buch gewann, in Deutschland aber keinen Verleih fand. Die im New Yorker Stadtteil Queens lebende, allein erziehende Mutter Fay Grim (Parker Posey) wird vom CIA-Agenten Fulbright (Jeff Goldblum) nach Paris geschickt, um die Tagebücher ihres angeblich verstorbenen Ehemanns zu holen, und gerät in ein verworrenes Spiel der Geheimdienste. Istanbul, Schweden, Afghanistan – die Handlung ist international.

Obwohl die Crew von 29 Drehtagen 19 in Berlin verbringt, hat Hartley nur zwei Einstellungen tatsächlich in der Stadt angesiedelt: eine am Bahnhof Zoo, eine an einer Pension. Wegen der „relativ extremen Ästhetik“ des Independent-Filmers Hartley kann der Drehort anonym sein, sagt Produzent Hagemann. Viele Einstellungen seien Nahaufnahmen, da komme es nicht so sehr auf den Hintergrund an.

Deshalb kann die Deutschlandhalle am Messegelände ohne große Umbauten als der New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen durchgehen. Die ehemalige Stasi-Zentrale an der Normannenstraße und der Pfefferberg am Senefelderplatz waren für die Macher authentisch genug, um die afghanische Hauptstadt Kabul im Jahr 1988 zu verkörpern.

Außerdem werden in Berlin fast nur die Innenaufnahmen gedreht. Etwas mehr sieht man von der Stadt nur an manchen Drehorten wie einer Britzer Siedlung aus den 30er Jahren, die nach Hagemanns Worten „wie geschnitzt aussieht, wie Queens“. Deshalb könne man sich dort problemlos das Wohnhaus von Fay Grim vorstellen.

„Wir haben alle Drehorte bekommen, die wir wollten“, sagt Martin Hagemann. Der „Fay Grim“-Dreh läuft noch bis 11. Februar. Zu Beginn der Berlinale ziehen Hartley, Goldblum und Posey weiter nach Paris. Doch das schmälert Berlins Rolle als Filmstadt keineswegs – nicht nur, weil „Fay Grim“ zum Schluss in Berlin geschnitten und nachproduziert wird.

Das Medienboard Berlin-Brandenburg zählt eine ganze Reihe Filmprojekte auf, die in der nächsten Zeit mit Berliner Beteiligung geplant sind. Darunter sind auch Filme mit internationalen Stars wie Chloë Sevigny als Zarin Katharina in „Catherine“ oder Isabelle Huppert als Clara Schumann („Clara“). Im Frühjahr will die Produktionsfirma Kaminski-Stiehm mit Henry Hübchen als Berliner Bauhandwerker, der als Gastarbeiter nach Norwegen geht, „19 gehen. Einer bleibt!“ drehen. Bei X-Filme ist der Dreh von „Prince William Maximilian Minsky und ich“, einer Jugendkomödie um ein hochbegabtes jüdisches Mädchen, für den Sommer geplant. Wahrscheinlich wird auch dieser Film vor allem in Berlin gedreht. Und die Geschichte von Tom Cruise, der für „Mission Impossible“ nicht in den Reichstag durfte, wird bald vergessen.

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