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In Sichtweite. Das Foto entstand in der Altstadt Spandau - ganz hinten ist der Turm der Arcaden zu sehen.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin-Spandau: Durch die Arcaden kommen mehr junge Leute in die Altstadt

Ob in der Reichsstraße am ICC oder in der Turmstraße: Händler sind in Sorge wegen neuer Shopping-Center-Pläne. Auch in der Spandauer Altstadt kennt man diese Angst - dort entstanden einst die Arcaden. Und wie geht es den Händlern heute?

In der alten Schultheiss-Brauerei in Moabit soll ein neues Einkaufscenter öffnen - die Läden in der Turmstraße machen sich Sorgen. Ein ähnliche Befürchtung ist aus Westend zu hören: Die Läden in der Reichsstraße sind nicht gerade begeistert von den Shopping-Center-Plänen im ICC.

In dieser Debatte ist man in Spandau schon einen Schritt weiter. Und schlauer. Denn auch hier war der Einzelhandel der Spandauer Altstadt in großer Sorge, als 2001 die Spandau Arcaden eröffnet werden sollten.

Tatsächlich mussten einige alteingesessene Läden weichen, andere Geschäfte eröffneten eine Dependance im Shopping-Center. Ramschläden sowie Billigfriseure und Discountapotheken machten sich in der Fußgängerzone breit. Im Laufe der Jahre hat sich das Blatt gewendet und es herrscht ein guten Miteinander.
„Die Arcaden ergänzen die Altstadt und machen ganz viel Werbung für Spandau“ sagte Gabriele Fliegel, Chefin der Geschäftsleute-Vereinigung Wirtschaftshof. Sie würden sehr viele junge Leute anziehen, die sonst nicht nach Spandau kommen würden. Und Untersuchungen hätten ergeben, dass rund zwei Drittel der Arcaden-Besucher auch in die Altstadt gehen.

So hat die im vergangenen Jahr mit dem Altstadtsommer geschaffene, gelbe Linie durch das Stadtzentrum vom der Zitadelle bis zu den Arcaden gespannt. Die Nähe und Zuwendung des Einkaufszentrums zur Fußgängerzone ist für Gabriele Fliegel entscheidend, die gegenseitigen guten Kontakte habe man „hart erarbeitet“.
So sieht Fliegel Handlungsbedarf vor allem in der Altstadt selbst. Hier gelte es, das bisher nur überwiegend unter den alteingesessenen Familienbetrieben herrschende „Wir-Gefühl“ auf alle Betriebe auszuweiten. Inzwischen kümmern sich gleich vier Organisationen um die Belange der Fußgängerzone, neben dem Wirtschaftshof die AG Altstadt, der Veranstalter „Partner für Spandau“ und seit kurzem auch noch ein Altstadt-Management

Neben dem Kino-Center lässt ein zunehmendes Gastronomie-Angebot die Attraktivität der Altstadt auch in den Abendstunden wachsen. Durch mehr Sauberkeit und eine bessere Beleuchtung sei dies weiter zu steigern, so die Wirtschaftshof-Chefin. „Eine Idee ist, die gelbe Linie in Form von Licht auch senkrecht zu starten.“ Für die Einzelhändler in der Reichsstraße könnte ein Shopping-Center auf dem ICC-Gelände dagegen problematisch werden, befürchtet Fliegel. Durch das dazwischen liegende, riesige Messegelände sei die Distanz zu groß, um hier eine gesunde Wechselbeziehung aufzubauen: „Da muss man sich etwas Verbindendes ausdenken, vielleicht eine Seilbahn wie in Marzahn“.

Rainer W. During

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