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Neben dem Spandauer Yachtclub hat auch der Seglerclub Oberspree in Kladow entsprechende Schreiben vom Bezirksamt Spandau erhalten.

© Wolfgang Ehn

Berlin-Spandau: Stege ohne Licht? Bootsbesitzer irritiert

Bootsbesitzer an der Havel sind verunsichert: Plötzlich sind nur noch Stege ohne Licht erlaubt. Wassersportvereinen gingen entsprechende Schreiben des Bezirksamtes Spandau zu.

Von Sandra Dassler

Viele Berliner Bootsbesitzer sind in heller Aufregung. „Wenn das Schule machen sollte, ist nicht nur der Wassersport in Berlin extrem bedroht, sondern auch der Tourismus“, sagt der Vorsitzende des Spandauer Yacht-Clubs, Jürgen Lucht. Und erzählt, wie fassungslos ihn und alle 300 Mitglieder des Vereins vor einigen Wochen ein Schreiben des Bezirksamts Spandau gemacht hat (den Brief können Sie als PDF unter diesem Link lesen). Das war dem Club zugegangen, nachdem dieser eine Verlängerung der Genehmigung für seine Steganlage beantragt hatte, wie das alle zehn Jahre erfolgen muss.

Diese könne nur erteilt werden, las Lucht mit wachsendem Entsetzen, wenn unter anderem niemand auf den Booten des Clubs übernachte, auf der Steganlage keine Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen installiert seien und auch auf den Booten kein Strom erzeugt würde. Außerdem dürften die etwa 100 Boote nur von März bis November in der Steganlage liegen, die zudem auf keinen Fall beleuchtet sein dürfe.

"Wenn man im Dunkeln anlegt, muss man doch sicher sein"

„Das ist alles grotesk“, sagt Lucht. „Natürlich schlafen einige unserer Mitglieder auch auf ihren Booten – zum Beispiel jene, die in Hannover, Magdeburg oder Dresden wohnen und jedes Wochenende anreisen. Das gilt auch für unsere Gäste, die mit ihren Segelbooten teilweise von weit her kommen und sich Berlin anschauen wollen. Die gehen doch nicht ins Hotel.“ Auch Strom, sagt Lucht, brauche jeder Bootsbesitzer, um Batterien für die Beleuchtung an Bord aufzuladen oder für den Kühlschrank. Und viele erzeugten längst mit alternativen kleinen Solar- oder Windanlagen Strom auf ihren Booten – ob man die etwa auch verbieten wolle?

Völlig kontraproduktiv sei auch die Auflage, dass die Steganlage nicht beleuchtet sein dürfe. „Wenn man im Dunkeln anlegt, muss man doch sicher sein“, sagt Lucht. Neben dem Spandauer Yacht-Club habe auch der Seglerclub Oberspree in Kladow ein ähnliches Schreiben bekommen, erzählt Lucht.

Betroffenheit herrsche aber bei allen Clubs. Das bestätigt man auch beim Berliner Seglerverband, dem 106 Segelvereine mit etwa 14.400 Mitgliedern angehören. Einige davon haben sich schon an das Bezirksamt Spandau gewandt. Dort war bislang der Bau- und Umweltstadtrat Carsten Michael Röding (CDU) zuständig. Er ist aber nicht mehr im Amt, sein Nachfolger Andreas Otti (AfD) muss sich in das Thema erst einarbeiten. „Es geht jetzt erst mal um die Klärung des Sachstands“, sagte er am Montag. „Dann muss man eine Lösung finden.“

"Keine wesentlichen Unterscheidungen zwischen Sport- und Hausbooten"

Enrico Hübner vom Umwelt- und Naturschutzamt erklärt das Vorgehen seiner Behörde mit einem Urteil des Verwaltungsgerichts in einem Streit um ein Hausboot: „Das Gericht hat festgestellt, dass es keine wesentlichen Unterscheidungen zwischen Sport- und Hausbooten gibt, und alle Berliner Bezirke deshalb aufgefordert, mit entsprechenden Auflagen, beispielsweise Übernachtungsverboten, gegen das unkontrollierte Anlanden von Hausbooten vorzugehen.“

Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig sei, müsse man möglicherweise noch die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts abwarten. „Deshalb haben wir ja dem Spandauer Yacht-Club auch erst mal eine Anhörung angeboten“, sagt Hübner: „Wir wollen natürlich nicht die Arbeit der Vereine erschweren.“

Für Jürgen Lucht wird aber genau das geschehen. Er hat sich deshalb unter anderem an den neuen und alten Spandauer Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) gewandt, bislang aber noch keine Antwort erhalten.

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