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Notunterkünfte für Flüchtlinge im einstigen Tempelhofer Flughafengebäude.

© dpa, Rainer Jensen

Berlin-Spandau: Zank um Umzug: Flüchtlinge wollen nicht nach Tempelhof

iVor der Gemeinschaftsunterkunft am Rohrdamm 22 in Siemensstadt gibt es chaotische Szenen. 14 Familienmt Kleinkindern wollen nicht nach Tempelhof umziehen. Doch andere Heime sind blockiert.

Aufregung, Protestplakate, heftige Diskussionen und Flüchtlingsfamilien, die mit ihren Kleinkindern auf der Straße campieren: Vor der Gemeinschaftsunterkunft am Rohrdamm 22 in Siemensstadt gibt es seit Freitag chaotische Szenen.
Das seit Anfang 2015 vom Landesamt für Soziales und Gesundheit (Lageso) gemietete Gebäude muss laut Sozialverwaltung bis zum 30 Mai geräumt werden. Es gehörte bisher einer auf die Verwaltung von Flüchtlingsheimen spezialisierten Firma - der „Professionellen Wohn- und Betreuungsgesellschaft mbH“. Aber diese hat es verkauft – und die neuen Eigentümer schickten die Kündigung, nachdem sich das Lageso offenbar geweigert hatte, eine extrem hohe Mietforderung zu bezahlen.

Wegen Windpocken ist die Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne blockiert

Rund 300 Flüchtlinge müssen deshalb umziehen. Alleinstehende Personen kamen ins Tempelhofer Flughafengebäude, Familien mit Schulkindern in andere Spandauer Heime, um ihrem Nachwuchs einen Schulwechsel zu ersparen. „Das lief alles recht gut“, sagt die Sprecherin der Sozialverwaltung, Monika Hebbinghaus.

Entschieden zur Wehr setzen sich jedoch etwa 14 Familien mit Kleinkindern, insgesamt etwa hundert Menschen. Diese sollten ursprünglich ins Heim in der Spandauer Schmidt-Knobelsdorff-Kaserne im Ortsteil Wilhelmstadt umziehen, wo es familienfreundlichere Gebäude und wesentlich bessere Verhältnisse für Kleinkinder als in Tempelhof gibt. Weil dort aber wegen einer Windpocken-Quarantäne bis 6.Juni niemand aufgenommen werden darf, sollen auch sie zumindest vorübergehend nach Tempelhof gebracht werden. Ein späterer erneuter Umzug nach dem 6. Juni zur Knobelsdorfkaserne in Gatow wurde ihnen aber zugesagt, so Hebbinghaus.

Diesen mehrfachen Wechsel lehnen die Flüchtlingsfamilien ab. Außerdem schreckt sie die Aussicht, in den großen Tempelhofer Hallen zu leben. Die Behörden setzten nun auf Überzeugungsarbeit. Hebbinghaus: „Wir haben schon stundenlang verhandelt, wir tun das auch weiter.“

Bezirksverordneter rügt "Untätigkeit der Ämter"

Der parteilose Spandauer Bezirksverordnete Jürgen Kessling wirft den Ämtern dagegen Starrsinn vor. Er brachte den aus Protest auch nachts draußen campierenden Familien Lebensmittel. "Es ist doch völlig unverständlich, wieso die Menschen nicht bis zum 6. Juni hier am Rohrdamm bleiben können", sagt er. "Warum tut man den Leuten das an?" Es müsse doch möglich sein, den Räumungstermin noch etwas hinauszuzögern. Die Situation verschärfe sich ständig. "Spätestens Sonntagabend werde das Gebäude wohl abgeschlossen. "Dann kann hier niemand mehr auf die Toilette gehen oder Wasser holen."

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