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Hausboote am Landwehrkanal am Tiergarten: Wald? Verkehrsfläche? Siedlungsfläche? Gewässer? Die Statistiker wissen es - hoffentlich

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Statistik: Amtliche Flächenerhebung: Ein Hoch auf uns

"Flächenerhebung" gibt's nicht nur im Gebirge, sondern auch bei der Statistikbehörde. Ein nicht ganz ernster Blick in die Tiefen der Materie.

Fläche kommt von flach. Und Flächenerhebung? Da schweigt der Laie, sofern es sich bei ihm nicht um den gemeinen Berliner handelt, der ruft: „Jaja, Jebirje, kenn’ ick, war ick schon!“

Stimmt aber nicht, jedenfalls nicht in diesem Fall, in dem die Flächenerhebung beim Statistikamt stattgefunden hat. Im Ergebnis ist ein Datenberg entstanden, auf den die Behörde am Mittwoch in einer Rundmail mit der Überschrift „Berlin ist auch 2015 die größte deutsche Stadt“ hinwies. Diese Erhebung muss man erst mal sacken lassen – vor allem angesichts der nachfolgenden Plätze: Auf dem Treppchen (um im Bild der Erhebung zu bleiben) stehen nämlich Hamburg und – tata! – Gardelegen in Sachsen-Anhalt.

Gardelegen - das klingt schon ziemlich breit

Klar, Gardelegen klingt schon irgendwie ziemlich breit: Eben nach Garde legen oder, auf Französisch: Aux armes, citoyens! Die haben halt alles eingemeindet, was nicht bei Drei auf den Bäu… – Moment mal: Mitte ist laut der Erhebung der einzige Berliner Bezirk ohne Wald. Selbst Friedrichshain-Kreuzberg hat welchen: vier Hektar. Das entspricht etwa fünf Fußballfeldern, auf denen man allerdings wegen der Bäu… – oh, auch Landwirtschaftsfläche gibt es in Mitte nicht. Im Regierungsviertel und drumherum kann sich also keiner vom Acker machen, außer vielleicht in den Tiergarten mit seinen abertausenden Bäu… – wo waren wir stehen geblieben? Bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche, also allem, was die Stadt von, sagen wir, dem Umland von Gardelegen unterscheidet: Tempelhof-Schöneberg und Neukölln sind zu 97 Prozent damit belegt, Mitte zu 96, Treptow-Köpenick nur zu 44 Prozent. Dort dominieren Wasser und Wald, wobei die Bäu…

Pankow ist beim "Unland" einsame Spitze

Pankow hält auch einen bemerkenswerten Rekord, den man beim Blick aus dem Prenzlberg-Dachgeschoss nicht unbedingt erwartet hätte: 105 Hektar „Unland“ sind einsame Spitze. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um „unbebaute Flächen, die nicht geordnet genutzt werden“, beispielsweise „Felsen, Steinriegel, größere Böschungen, Dünen, stillgelegtes und nicht rekultiviertes Abbauland“. Ebenfalls ganz vorn liegt Pankow mit 182 Hektar Friedhofsfläche.

Ziemlich tot sieht es in der Kategorie „Abbauland“ aus: Mitte hat seinen einzigen statistischen Hektar von 2014 verloren. Macht also minus 100 Prozent, statistisch. Für ganz Berlin ging es um 29 Prozent abwärts mit dem Abbauland. Und bei der Wasserfläche muss sich das als gewässerreich gerühmte Berlin den anderen beiden Stadtstaaten geschlagen geben: 6,7 Prozent gegenüber zwölf Prozent in Bremen und acht in Hamburg.

Da wollen wir jetzt nicht weiter in die Tiefe gehen. Zu den Erhebungen macht die Erhebung übrigens keine Angaben. Deshalb bleibt offen, ob die Aufschüttung der Arkenberge vom vergangenen Jahr auf 120,7 Meter einen dauerhaften Rekord geschaffen hat. Vielleicht hat auch der Gewitterguss am Mittwochnachmittag einen Teil der „potemkinschen Aufschüttung“ (Bezirksamt Pankow) wieder talwärts geschwemmt, wo er nun durch die Unländereien im Pankower Norden der Innenstadt entgegenstrebt. Also jenen hochversiegelten Gefilden, in denen der Regen bei Gewitter nicht mehr weiß, wohin mit sich. So wie es gestern geschüttet hat, könnte sich bald eine neue Flächenerhebung lohnen.

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