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Berlin-Tempelhof: Bester Entwurf für Landesbibliothek gekürt

Baukosten: 270 Millionen Euro. Eröffnung: 2021. Das ist der zumindest der Plan: Am Mittwoch wird der beste Entwurf der neuen Landesbibliothek in Tempelhof gezeigt. Doch es gibt Kritik am Wettbewerbsverfahren.

270 Millionen Euro soll sie kosten und nach der Eröffnung im Jahr 2021 als „neues architektonisches Wahrzeichen“ der Stadt weit über das Tempelhofer Feld hinaus strahlen: Der Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) tritt dieser Tage in die entscheidende Phase. Bereits am Mittwoch will die Jury den besten Entwurf vorstellen, ausgewählt bei einem international ausgeschriebenen Wettbewerb zur Gestaltung des spektakulärsten Großbauvorhabens Berlins.

Am südwestlichen Rand des Feldes soll sie entstehen und so etwas wie die Keimzelle werden für das dort ebenfalls geplante Stadtviertel mit vielen hundert Wohnungen. Die Vorgaben für die Architekten machen den Umfang des Projektes deutlich: 3200 Schreibtischplätze sollen entstehen, an denen bis zu 15000 Besucher täglich „lesen, lernen, hören und sehen“ können. Auf den mehr als 51000 Quadratmetern Nutzfläche – Treppenhäuser, Flure, Aufzüge sind dabei nicht mal mitgerechnet – sollen rund 5000 Menschen gleichzeitig forschen können. Und damit sie rasch an Bücher und Daten herankommen, gehen ihnen 300 ZLB-Mitarbeiter zur Hand. Kurzum, im beschaulichen Tempelhof entsteht Deutschlands größte Lese-, Denk- und Lernfabrik.

Die vielen Streichungen und Sparrunden im Berliner Haushalt hat das Großvorhaben, das als Lieblingsprojekt des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit gilt, schadlos überstanden. Im neuen, vergangene Woche beschlossenen Doppelhaushalt sind die erforderlichen Millionensummen (6,5 Millionen Euro bis 2015) zur Feinarbeit an den Bauplänen eingeplant. Die ganz großen Summen kommen auf den Steuerzahler erst nach dem Spatenstich für die Bibliothek im Jahr 2016 zu.

Dann werden auch die ersten Wohnungen in dem Quartier gebaut. Statt des dort ursprünglich vorgesehenen modernen Stadtviertels droht dem Vernehmen nach ein Schnellschuss. Dies jedenfalls befürchtet die Präsidentin der Architektenkammer Christine Edmaier: „Der Senat hat uns die Durchführung eines Städtebaulichen Wettbewerbs zugesagt, hält sich nun aber nicht an sein Versprechen“. Statt eines Wettbewerbes werde ein „Gutachterverfahren“ zur Gestaltung der an die Bibliothek angrenzenden Wohnblöcke durchgeführt. Dabei sei zwar eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.

Der Senat könne Bedenken letztlich aber einfach übergehen, weil hier nicht dieselben Regeln gelten wie bei dem seit Jahrzehnten bewährten Städtebaulichen Wettbewerbsverfahren. Dass der Senat das ungewöhnliche Verfahren mit Zeitdruck begründe, hält die Kammerpräsidentin für problematisch. „Zeitdruck aufgrund von politischen Vorgaben ist eine der wichtigsten Ursachen für das Scheitern von Großprojekten“, warnt Edmaier. Der Senat äußerte sich vorerst nicht zu der Kritik.

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