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Die Blumenhalle auf dem Tempelhofer Feld ist immer noch leer.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Tempelhof: Blumenhalle bleibt - aber wer soll es darin aushalten?

Senat kauft der IGA die Blumenhalle ab: Eigentlich sollte sie nur ein Provisorium sein. Jetzt bleibt sie in Tempelhof. Doch darin ist entweder zu heiß oder zu kalt.

Jetzt wird das Provisorium doch zu einer dauerhaften Einrichtung, denn die Leihgabe der Internationalen Gartenausstellung (IGA) geht in den Besitz des Senats über:Die vor dem früheren Airportgebäude aufgestellte „Blumenhalle“ auf dem Tempelhof Feld, die ursprünglich nur vorübergehend zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden sollte, wechselt den Eigentümer. Der Senat kauft der IGA die Halle ab und will darin Sport- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche anbieten. Eigentlich war sie für die internationale Blumenschau in Marzahn angeschafft worden. Nun muss die IGA selbst am Markt nach Ersatz umschauen, damit die Gartenschau nächste Jahr starten kann.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie der IGA-Veranstalter bestätigten auf Anfrage den Deal zwischen dem Land und der landeseigenen Tochterfirma zur Austragung der Internationalen Gartenausstellung, Grün Berlin. Deren Chef Christoph Schmidt sagte, die IGA sei im Zeitplan und bleibe es trotz des Verkaufs der Halle: „Eine baugleiche Ersatzhalle“ werde „kurzfristig erworben“. Ein Sprecher der Bauverwaltung sagte: „Die Blumenhalle wurde am 20. Mai von der Grün Berlin abgenommen und geht in die Verwaltung der Tempelhof Projekt“ über.

Die Pläne sahen mal anders aus

Das ist die neuste Wendung in einer Posse, die das Durcheinander bei den Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für die Unterbringung, Versorgung und Integration der Geflüchteten in Berlin veranschaulicht. Denn die Blumenhalle war kurzfristig von der IGA abgezogen worden, angeblich um die beengten Verhältnisse der Geflüchteten in den Hangars des Flughafens Tempelhof zu entspannen und steht seit März – leer.

Damals galt die feste Zusage, die Halle werde rechtzeitig zur Vorbereitung der IGA wieder zurück gegeben. Daraus wird nun nichts. Mit der Begründung, die Blumenhalle werde so dringend benötigt, durchlöcherte der Senat außerdem das gerade erst vom Volk durchgesetzte Tempelhof-Gesetz, wonach keine Bauten auf Berlins liebster Spielwiese entstehen dürfen. Nun stellt sich heraus: So groß war die Not gar nicht, denn die Blumenhalle steht ungenutzt auf dem Feld herum.

Die Bauverwaltung teilte weiter mit, die Tempelhof Projekt werde „die weiteren Abstimmungen zur zukünftigen Nutzung und Betrieb fortgeführt“. Dabei seien die Senatsverwaltungen für Gesundheit und Soziales sowie für Bildung Jugend und Wissenschaft „mit im Boot“. Wer von den Verantwortlichen rudert, ist indes nicht wirklich erkennbar – und sehr lange war unklar, wann die Halle wofür überhaupt genutzt wird.

„Wir haben bereits im Februar ein Nutzungskonzept vorgelegt, das mit allen Beteiligten bis ins Detail abgestimmt ist“, versichert der Sprecher der Jugendverwaltung Ilja Koschembar. Sogar 250000 Euro lägen bereit, Geld für eine „Zwischennutzung“ der Halle. Der Sprecher bestätigte allerdings auch, dass bis heute immer noch kein Flüchtling die Halle betreten darf. Fragen des Brandschutzes seien mit den Behörden nicht abgestimmt und deshalb gebe es nicht mal eine Genehmigung für die Zwischennutzung – dies sei allerdings Sache der Tempelhof Projekt.

Sport, Tanz, Theater, Zirkus für geflüchtete Kids

Was in der Blumenhalle irgendwann mal stattfinden soll? Sport, Tanz, Theater, Zirkuspädagogik – Bewegungsprogramm, vorwiegend für Kinder und Jugendliche. Träger von Kinder- und Jugendsozialarbeit stünden „Gewehr bei Fuß“, um das Unterhaltungsprogramm in der Blumenhalle zu starten.

Ein grobes Konzept für die Nutzung der „Leichtbauhalle“ liege vor, bestätigte Holger Lippmann Chef der Tempelhof Projekt, auf Anfrage. Der nächste Schritt sei nun die Auswahl eines Planungsbüros, das die Details der erforderlichen Einbauten zur Aufteilung der Halle für die verschiedenen Nutzungen plant und anschließend den Bauantrag dazu erarbeite und einreiche.

Wer das machen wir, steht aber noch nicht fest: vor einer Woche sei aber die Ausschreibung der Leistung erfolgt. Dass nicht wenigstens vorübergehend Menschen unter dem Schutz der Kunststofffolien auf dem nackten Betonboden Spielen und Tanzen können, liegt daran, dass es keine Vorrichtungen für Blitz- und Brandschutz gebe. Erst wenn diese eingebaut sind, „bekommen wir eine vorläufige Nutzungsgenehmigung“. Mitte bis Ende Juni sei damit zu rechnen.

Flüchtlingsrat ist skeptisch

Allerdings stellt sich die Frage, wer im Hochsommer für Sport und Spiel in dem Provisorium verschwinden will. Die „Plattform-Nachwuchsarchitekten“ berichteten jüngst von einem Besuch des Flüchtlingsrats in der Konstruktion aus Holzständern mit übergeworfenen LKW-Planen-ähnlichen Kunststoffbahnen. Dessen Einschätzung: bei Sonne zu warm – es gebe keine Lüftung, keine zu öffnenden Fenster–, bei Kälte zu kalt, keine Heizung und kein Fußboden, kein Strom und kein Licht, kein Wasser und kein Abwasser, für den Aufenthalt von Menschen offensichtlich ungeeignet.

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