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Synagoge

© Wolff

Berlin: Terrorwarnung erreicht die Hauptstadt

Unruhe in der Jüdischen Gemeinde: Es gab Warnungen vor Anschlägen islamischer Terroristen. Die Polizei bestätigt erhöhte Alarmbereitschaft. Angeblich wurden vier Araber in Berlin-Mitte festgenommen - sie sollen mehrere Objekte ausgespäht haben.

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Die Einrichtungen der Jüdischen Gemeinde Berlin sind im Moment besonderer Gefahr ausgesetzt. „Es gibt einen erhöhten Sicherheitsbedarf“, sagte gestern Lala Süsskind, die designierte Vorsitzende der Gemeinde, dem Tagesspiegel. Dies hänge auch mit der Situation in Israel zusammen und mit der Bombardierung des Gazastreifens durch Israel vergangenen Dienstag, bei der 19 Palästinenser getötet worden waren.

Die Gemeinde sei vor Attentaten islamistischer Terroristen gewarnt worden, bestätigten auch Sicherheitskreise der jüdischen Gemeinde. Die eigenen Sicherheitsbeamten sowie die Polizei seien noch wachsamer als sonst, wenn sie vor den jüdischen Einrichtungen Streife liefen und die Eingänge kontrollierten, sagte Süsskind. „Wir sind immer bedroht, im Moment sind wir es noch ein bisschen mehr.“

Der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch sprach von einer „Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen für Objekte, die durch den weltweit agierenden islamistischen Terrorismus gefährdet sein könnten“. Vor dem Hintergrund der jüngsten Nahost-Konferenz im amerikanischen Annapolis und aktueller Äußerungen führender Al Qaida-Anhänger gerate der israelisch-palästinensische Konflikt zunehmend in den Fokus der Terroristen. Es sei nicht auszuschließen, dass potenzielle Attentäter die Sicherheitseinrichtungen sowie Kontroll- und Gegenmaßnahmen auszuspähen versuchten.

Glietsch bezog sich damit auch auf Berichte des Nachrichtenmagazins „Focus“, wonach in Berlin-Mitte vier Araber beim Ausspähen mehrerer Objekte ertappt und festgenommen worden waren. Drei Verdächtige sollen wieder frei gelassen, ein vierter wegen anderer Delikte in Haft genommen worden sein. Die Polizei wollte dies gestern nicht kommentieren. Man gebe keine Auskunft zu Einzelheiten der Sicherheitserfordernisse oder bereits getroffener Maßnahmen, hieß es. Es werde aber alles getan, um die Schutz jüdischer Einrichtungen in Berlin zu gewährleisten.

Weder Polizei noch Bundeskriminalamt (BKA) wollten gestern bestätigen, dass die vorläufigen Festnahmen der vier Verdächtigen im Zusammenhang mit Drohanrufen eines Syrers am 4. Januar bei der deutschen Botschaft in der libanesischen Hauptstadt Beirut standen. Der Mann hatte den Prozess gegen den „Kofferbomber“ erwähnt und als Vergeltung einen Angriff auf das Bundesjustizministerium in Berlin angekündigt. Die libanesischen Sicherheitsbehörden konnten den Syrer jedoch rasch festnehmen. Er soll bei seiner Vernehmung auch Kontakte zu Al Qaida angegeben haben. Ein hochrangiger deutscher Sicherheitsexperte nannte die Drohanrufe jetzt jedoch „eine Luftnummer“.

Verärgert reagierten Sicherheitskreise auf die „Focus“-Meldung, wonach die Festnahme der vier Araber in Berlin mit dem Diebstahl eines Bundeswehr-Fahrzeugs zusammenhänge, das angeblich als rollende Bombe eingesetzt werden sollte. Der Bericht sei teilweise „vollkommen falsch“, sagte ein Experte, wollte sich aber angesichts laufender Ermittlungen nicht weiter weiter äußern.

„Focus“ berichtete auch, nach BKA-Erkenntnissen sei an einem geheimen Ort in Deutschland eine größere Menge Sprengstoff versteckt. Die Angaben decken sich laut Sicherheitsexperten zum Teil mit den Äußerungen des Syrers, der sich mit Drohanrufen bei der deutschen Botschaft im Libanon gemeldet hatte. Unmittelbar danach hatte es geheißen, über Russland und Finnland sei ein Lastwagen mit bis zu einer Tonne Sprengstoff auf dem Weg nach Deutschland.

Die Fachleute deuteten an, dass unabhängig von der geringen Glaubwürdigkeit des Syrers weiter eine erhöhte Anschlagsgefahr besteht. Zum einen habe sich der Nahost-Konflikt mit der Bombardierung palästinensischer Einrichtungen im GazaStreifen durch Israel wieder zugespitzt.

Zum anderen seien militante Islamisten im Libanon, vor allem Anhänger der Gruppierung Fatah al Islam, wütend über den Prozess gegen den Kofferbomber in Düsseldorf und das inzwischen abgeschlossene Verfahren gegen seinen Komplizen in Beirut. Der Mittäter des Kofferbombers Youssef el Hajdib, Dschihad Hamad, war im Dezember im Libanon zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Bruder Hajdibs gehörte zur Führung von Fatah al Islam. Er kam im vergangenen Jahr bei den Kämpfen ums Leben, die Fatah al Islam der libanesischen Armee im Norden des Libanon lieferte.

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