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Da tut sich was. Anfang 2018 soll das Stadtschloss in Berlins Mitte wieder aufgebaut sein.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin und der angebliche Rückzug: Schluss mit der Schlossdebatte!

Das jüngste Gerücht: Berlin wolle sich aus dem Wiederaufbau des Humboldt-Forums zurückziehen. Dabei geht es doch um eine kleine, feine Zweigstelle der neuen ZLB. Ein Kommentar.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Bau mir ein Schloss – aber ohne Berlin. Es gibt tatsächlich Gerüchte, dass sich der Senat aus dem Bau des Humboldt-Forums in der historischen Stadtmitte zurückziehen will. In der Hoffnung, dass der Bund bis zu 83 Millionen Euro an das Land zurückzahlt. Im Gegenzug könnte die Hauptstadt darauf verzichten, eine Filiale der Zentral- und Landesbibliothek im Ostflügel des Schlossbaus unterzubringen – eine Dauerausstellung „Welt der Sprachen“. Wer sich über das spannende Projekt näher informieren will, kann dies im Internet oder in der Humboldt-Box tun.

Es ist ein kleiner Lichtblick, dass die Kulturverwaltung des Senats den Rückzugsplan sogleich dementierte. Wehe, an der Schnapsidee ist doch was dran! Denn das wäre eine Politik der verbrannten Erde. Wenn der rot-schwarze Senat mit seinem kulturell sehr interessierten Regierenden Bürgermeister schon nicht in der Lage ist, eigene Projekte zu meistern, muss er ja nicht gleich noch fremde Grundmauern schleifen. Nach Wowereits Plan für eine Staatliche Kulturhalle scheiterte kürzlich auch der Neubau einer Zentral- und Landesbibliothek auf dem Tempelhofer Feld. Vordergründig am Volksentscheid, aber tatsächlich an den explodierenden Baukosten, es wäre nie etwas daraus geworden.

Noch ist alles zeitlich und kostenmäßig im Rahmen

In dieser fatalen Situation sollte der Senat sich eigentlich freuen, wenigstens eine kleine, aber feine Zweigstelle der virtuellen Landesbibliothek im Humboldt-Forum präsentieren zu können. Auch als intellektuelles Versprechen, die dringend benötigte Berliner Zentralbibliothek noch im 21. Jahrhundert zu realisieren. Nicht als Neubau auf dem Tempelhofer Feld, sondern am Kreuzberger Blücherplatz oder notfalls im alten Flughafengebäude in Tempelhof. Alle bildungshungrigen Berliner würden applaudieren, sollte sich Rot-Schwarz noch vor der Wahl 2016 dazu hinreißen lassen, einen passenden Standort verbindlich zu beschließen. Inklusive Finanzierung.

In jedem Fall ist der Bund gut beraten, sich von diesem Senat nicht ins Handwerk pfuschen lassen. Das kann nur schief gehen. Noch ist der Bau des Humbold-Forums zeitlich und kostenmäßig voll im Plan und es gibt gültige Verträge, die Berlin als Mitnutzer und -finanzier einbinden, dabei sollte es auch bleiben. Denn alle Erfahrungen zeigen: Sobald der Senat an größeren Bauvorhaben herum pfuscht, entstehen sofort akute Probleme. Also – Hände weg vom Schloss!

2018 ist Eröffnung - und wir haben nix damit zu tun?

Trotzdem wäre es interessant zu wissen, wer des schnöden Mammons wegen auf einen Rückzug Berlins gedrängt haben könnte. Ein Blödmann muss es sein. Man stelle sich vor: Im Herzen Berlins wird bis 2018 das Stadtschloss wiederaufgebaut, wie in Warschau und Potsdam, und zur Eröffnung sagt der nächste Regierende Bürgermeister: Damit haben wir aber nix zu tun. Peinlich geht immer.

Lange nicht mehr an der Schlossbaustelle gewesen? Na dann: Am Sonntag wird es zwar frisch bei 18 Grad, aber mit etwas Glück sonnig. Ideale Bedingungen für einen ]Sonntagsspaziergang durch die Stadt. Geöffnet ist die Humboldt- Box täglich von 10 bis 19 Uhr, Eintritt drei Euro. Ganz oben gibt’s ein Café mit Dachterrasse. Hier blickt man auf die Wand des Neubaus, der inzwischen vier Stockwerke in den Himmel ragt. Mehr unter www.humboldt-box.com

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