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Auf dem weißen Riesen. Das Foto, mit Blick auf den gesamten Hardenbergplatz, entstand gestern auf dem Hutmacher-Haus in 60 Metern Höhe.

© Mike Wolff

Berlin und sein Bahnhof Zoo: Die City West boomt – außer am Hardenbergplatz

Er ist Eingangstor, hier kommen alle lang, hier wird überall gebaut – nur nicht auf dem Hardenbergplatz selbst. Die Nachbarn ärgert es.

Am Charlottenburger Hardenbergplatz am Bahnhof Zoo tut sich ziemlich viel: Nebenan hat die Einkaufspassage im Bikini-Haus eröffnet, am Freitag will der US-Investor Hines überarbeitete Entwürfe für einen Neubau an der Joachimstaler Straße vorstellen, dem die Passage mit dem geschlossenen Erotikmuseum weichen soll. Unter der Bahnbrücke laufen Bauarbeiten für eine neue Beleuchtung der düsteren Unterführung.

Nur auf dem Platz – da geschieht noch immer nichts, obwohl seit Jahren über dessen Umgestaltung diskutiert wird.

Jetzt melden sich die Anlieger zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin zu Wort: In einem Offenen Brief warnen sie vor verfrühten Beschlüssen. Es sei „nicht hilfreich“, etwa mit Blick auf Fristen für Förderprogramme „vorschnelle Fakten zu schaffen“, die nicht zur angestrebten „nachhaltigen Lösung“ führten.

Visionäre Ideen gibt es kaum

Bisher fehle eine klare und wegweisende Vision, sagt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter. Der Senat strebe eine schrittweise Umgestaltung an. „Wir haben nichts gegen ein Stufenkonzept – aber erst einmal muss man das Ziel formulieren“, sagt Wiesenhütter. Unterschrieben haben auch Vertreter des Zoos, der AG City, der Deutschen Bahn, des Bikini-Berlin-Bauherrn Bayerische Hausbau, des Investors Hines, der Technischen Universität, des Hotels Waldorf-Astoria, des Helmut-Newton-Fotomuseums und der Fotogalerie C/O, die am 30. Oktober im Amerika-Haus an der Hardenbergstraße wiedereröffnen will.

Der Ex-Baustadtrat wollte Großveranstaltungen und viel Grün auf dem Platz

Die Ziele der Platzneugestaltung haben sich verändert. Ursprünglich hatte der damalige Bezirksbaustadtrat Klaus- Dieter Gröhler (CDU) 2011 angekündigt, die Autoparkplätze in eine Tiefgarage zu verlagern und den Platz zu begrünen, um ihn zu einem Veranstaltungsort zu machen. Gröhler regte sogar an, das Elefantengehege des Zoos bis auf den Platz auszudehnen. Von diesen Ideen ist nichts mehr übrig.

Die privat betriebene Tiefgarage haben der Senat und Bezirk aufgegeben – zur Verärgerung der IHK und der AG City. Das Interesse möglicher Betreiber sei zu gering für eine Ausschreibung, hieß es im März. „Ich weiß aber nicht, ob überhaupt ernsthaft gesucht wurde“, sagt IHK-Vize Wiesenhütter. Gottfried Kupsch von der AG City sieht das Hauptproblem darin, dass die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) höchstens 300 unterirdische Stellplätze erlauben wollte. So sei kein wirtschaftlicher Betrieb möglich.

Laut Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) werden oberirdische Alternativen geprüft. Am „Runden Tisch“ mit Anrainervertretern wurde etwa über eine Hochgarage an der Hertzallee gesprochen, doch geeignete Standorte wie der BVG-Betriebshof oder das Areal des gescheiterten Riesenradprojekts stehen bisher nicht zur Verfügung. Im Gespräch seien auch „temporäre Parkplätze“ auf dem Platz, die „bei Bedarf anders genutzt werden könnten“, sagt Schulte.

Von der Begrünung und vielen Großveranstaltungen ist keine Rede mehr. Der Platz sei eine „Verkehrsdrehscheibe“, schreiben die Anrainer. Angeblich fahren nirgends mehr BVG-Busse, hinzu kommen die S- und U-Bahnen sowie die Regionalzüge. Etwa 100 000 Menschen passieren täglich den Bahnhof Zoo. Durch die Bauprojekte sei mit noch mehr Verkehr zu rechnen, heißt es nun. Allerdings „befindet sich die Mobilität gerade in einem Wandel“: Es gehe auch um Abstellplätze für Fahrräder, Elektromobilität und Car-Sharing.

Der Platz sei ein wichtiges „Entrée“ zur westlichen Innenstadt, daher sei eine „städtebaulich anspruchsvolle“ Lösung nötig. Vom Bahnhof aus bewegten sich Passanten zum Zoo, in den Tiergarten, zum Kurfürstendamm und zur Tauentzienstraße sowie in Richtung TU und Universität der Künste (UdK).

Der Bahnhof Zoo soll schöner werden – aber ohne ICE-Fernzüge

Aus der Stadtentwicklungsverwaltung und dem Bezirk hieß es, derzeit laufe ein Wettbewerbsverfahren mit Stadtplanern und Landschaftsarchitekten. Mit Ergebnissen sei Ende September zu rechnen.

Unterdessen plant die Deutsche Bahn ab 2015 eine Modernisierung des Bahnhofs Zoo. Das geschlossene Restaurant „Zoo-Terrassen“ soll auf eine Neueröffnung vorbereitet werden und seine einstige Außenterrasse zurückerhalten, auch Flächen für mehr Läden sind geplant. Nur gegen eine Wiederaufnahme des ICE-Fernverkehrs sträubt sich die Bahn nach wie vor.

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