zum Hauptinhalt
Schlosskammer. Unter dem Schloss lagen die Kammer des Schlosskommandanten, die Stube des Portiers, die Küche und später auch Heizungsräume.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin und sein Schloss: Besuch im Keller des Humboldtforums

In wenigen Jahren steht das Schloss. Dann bekommen Besucher im Keller Einblicke in die spannende Geschichte des Ortes.

Die Bauleute am Schlossplatz haben ihre eigene Humboldtbox: Es ist der zweite der übereinander gestapelten Baucontainer. Dort steht an diesem grauen Novembermontag Schlossbauherr Manfred Rettig und weist mit dem Finger auf Stahlgeflechte, die sich am Ostrand der Baugrube stapeln: „Tonnen davon sind bereits im Kellerbeton der Ostfassade gegossen, wenn man die jetzt wegreißt, würde das kein Geld sparen, sondern 100 Millionen Euro zusätzlich kosten“.

Eigentlich hat die im Auftrag des Bundes tätige „Stiftung Berliner Schloss Humboldforum“ auf die Baustelle eingeladen, um den „Archäologischen Keller“ zu besichtigen. Aber der Vorschlag von Architekt Stephan Braunfels, die Ostfassade zu streichen, die Prachtfassade des Schlüterhofs zu verschieben und einen zum Fernsehturm geöffneten Ehrenhof zu schaffen, hat eine verspätete Schlossdebatte ausgelöst. Die umstrittene modernistische Ostfassade von Schlossarchitekt Franco Stella ist für Rettig jedoch Ausdruck einer „zeitgenössische Formensprache“, die den „Stand der Architektur“ reflektiere. Auch verspricht er, dass der überarbeitete Osteingang das Schloss auch auf die Spree und auf das historische Zentrum Berlins öffnen werde.

An der „echten Rekonstruktion“ will er festhalten. Und dazu wird ein großer Aufwand betrieben: Internationale Expertenkolloquien gab es lange vor Beginn der Arbeiten, jede Schlossplastik werde zunächst als Miniatur und dann als Tonkopie Experten zur Freigabe vorgelegt, bevor sie in Stein gemeißelt wird. Und zur Rekonstruktion gehöre auch der „Ort“, wo das Schloss einmal stand. Da könne man nicht einfach eine Fassade weglassen und eine Wand verschieben.

Wie genau Bauingenieure und Architekten das nehmen, ist im neuen Schlosskeller zu besichtigen: Die Flucht einer barocken Fensteröffnung in der aus Steinen gemauerten historischen Wand schließt nahtlos an in dem aus Stahlbeton gegossenen Obergeschoss. Auch Landesarchäologe Matthias Wemhoff lobt die Bereitschaft des Bauherrn, die Grundmauern der barocken und wilhelminischen und im Bereich des Klosters wohl sogar mittelalterlichen Überbleibsel von Mauern zu erhalten, die Fliesen und Grundrisse unter der massiven Betondecke und ihren gewaltigen runden Stützpfeilern erhält.

Abtauchen in die Schlossgeschichte, auf 820 Quadratmetern

Besucher wird dort ein Rundgang über eine Fläche von 820 Quadratmetern erwarte, ergänzt durch eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes im Erdgeschoss des Schlosses. Erlebbar werden dann etwa die Portiersstube mit Hühnergehege, die Stube des Schlosskommandanten und die zu Wilhelms Zeiten ergänzten Heizungsräume mit Dampfmaschine. Sichtbar werden auch die Sprenglöcher des Schlosses und die Jahre, als der Palast der Republik den Schlüterbau ersetzt hatte. Ein Kuratorium muss noch festlegen, in welcher Form, am Ende einer Öffentlichen Diskussion, die Dienstag, den 13. November um 19 Uhr in der Humboldt-Universität beginnt.

Zur Startseite