zum Hauptinhalt

Berlin: Berlin verschläft die Teilnahme, das Koordinierungbüro der Wirtschaft ist noch immer verwaist

Das war knapp. Kurz bevor sich Berlin beim Wiederaufbau im Kosovo so richtig blamieren konnte, kommt die Einsicht, die hohen Ansprüche nicht verwirklichen zu können, ungemein souverän daher.

Das war knapp. Kurz bevor sich Berlin beim Wiederaufbau im Kosovo so richtig blamieren konnte, kommt die Einsicht, die hohen Ansprüche nicht verwirklichen zu können, ungemein souverän daher. Nach dreimontigem Ringen um das Engagement Berlins in der südserbischen Provinz schwenkt Diepgens Büro zur Koordination für Mittel- und Osteuropa um. Mit der Berliner Hilfsorganisation HCC sollen nun Häuser instand gesetzt und zerstörte Infrastrukturen wieder hergestellt werden.

Auch der Europäischen Union gefällt das; sie sponsert das verspätete Soforthilfeprogramm mit 150 Millionen Euro. Mit der Gesamtsumme sollen Wohneinheiten winterfest gemacht werden. Darüber hinaus setzt Berlin wie schon nach dem Bosnien-Krieg (bis 1995) auf die finanzielle Unterstützung von Rückkehrern. Die Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU) will mit 2000 Mark pro Person (maximal 9000 Mark pro Familie) den meisten der rund 900 Kontingentflüchtlinge in Berlin den Neuanfang im Kosovo erleichtern.

Nicht weiter gekommen ist dagegen das Engagement der Berliner Wirtschaft. Auch fünf Monate nach dem Ende des Krieges in Jugoslawien hat sich der Senat noch immer nicht dazu durchgerungen, den Weg für ein Koordinierungsbüro im Kosovo freizumachen. "Der Senat war durch die Landtagswahlen abgelenkt", sagt Wolfram Martinsen entschuldigend. Als zuständiger Koordinator in Diepgens Stab muss er seine Resignation darüber unterdrücken, dass das geplante Zwei-Mann-Büro im Kosovo bis heute verwaist ist. Der Blitzbesuch von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner im August verpuffte im Aktionismus. "Die politische Ebene wurde zurückgestutzt - der Senat muss sich aber jetzt erklären", sagt Martinsen. Damit rechnet er binnen drei Wochen.

Bis dahin überwiegt die Erleichterung über den neuen Weggefährten HCC: "Bislang lief schlecht, was organisiert werden musste. Deshalb bietet sich die Kooperation mit HCC an", so Martinsen. Und im Jahr 2000, mit dem Regionalbüro in Prizren oder Pristina, sollen sie dann endlich starten: jene großen Programme zum Wiederaufbau zerstörter Industriekomplexe und der Infrastruktur des Kosovo. Dann geht es ans Geldverdienen, wenn es dann im Kosovo noch Aufträge gibt für Berliner Firmen.

Claudia Lepping

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false