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Berlin: Berlin? „Vital, modern und angesagt“ Beim Metropolis-Kongress heimste die Stadt

viel Lob von Bürgermeistern aus aller Welt ein

David Miller ist in den vergangenen Jahren immer wieder mal in Berlin gewesen. Und bei jedem Besuch hatte sich die Stadt verändert. „Letztes Mal stand noch die rote Infobox“, sagt der Bürgermeister der kanadischen Millionenstadt Toronto, „und jetzt ist der Potsdamer Platz nahezu fertig.“ Miller ist beeindruckt davon, wie sich Berlin mit seinen vielen Neubauten zu einem innovativen Zentrum von Architektur und Design entwickelt hat. Und er ist beeindruckt von Klaus Wowereit. „Er hat eine klare Vorstellung davon, wo es mit der Stadt hingehen soll.“

Da ist der Berliner platt. Gerade Wowereit, der zu Hause mehr als einmal gescholten worden ist – dafür, dass er Schampus aus roten Pumps trinkt und Dschungel-Diven knutscht, – dieser Wowereit gilt im Ausland als geachteter Repräsentant Berlins. Dassah auch das US-Magazin „Time“ so und hob Wowereit an der Spitze einer europäischen Bürgermeisterriege aufs Titelblatt der jüngsten Ausgabe.

David Miller wundert das nicht. „Nach der Einheit ist in Berlin die komplette Industrie weggebrochen“, sagt er, „und trotzdem ist die Stadt vital, modern und angesagt. Das ist eine große Leistung.“ Joan Clos, Bürgermeister von Barcelona, beneidet Berlin, weil die Stadt gleichzeitig ihr eigenes Bundesland ist, und war erstaunt zu hören, das Berlin 2009 mit Brandenburg fusionieren wolle.

Mit dem Weltkongress des Städte-Netzwerks „Metropolis“, der am Sonnabend zu Ende gegangen ist, hat Wowereit international Punkte gesammelt. Und das, ohne sich übermäßig anzustrengen. Er hatte zum Beispiel die Teilnehmer aus 114 Millionen- und Hauptstädten am Freitag auf die Terrasse des Reichstags eingeladen. Vielen der Bürgermeister gefiel es da oben so gut, dass sie spontan zum Nachmittagsprogramm des Kongresses einen Vertreter schickten, um stattdessen den Blick zu genießen. „Was für eine Aussicht! Was für eine Terrasse!“, schwärmt zum Beispiel Ali Benkirane, Vize-Präsident des Stadtrats von Casablanca, „das hätte ich von Berlin nicht erwartet.“

Vielen Gästen der Konferenz ist es ähnlich ergangen. „Berlin sieht für mich nicht unbedingt aus wie eine europäische Metropole“, sagt Desmond McKenzie, Bürgermeister der jamaikanischen Hauptstadt Kingston. London hat sein Europa-Bild geprägt. In Berlin sieht er, der zum ersten Mal in der Stadt ist, eine moderne, einzigartige Stadt. „Hier kommen Ost und West zusammen.” Er unterstreicht, dass dieser Satz nicht nur eine Floskel für ihn ist. „Und die Stadt versteht es, ihre unterschiedliche Kultur zu behalten, zu kultivieren.” Berlin hat für McKenzie den Ruf als Zentrale des Bösen verloren. Die Nazi-Zeit werde nicht verleugnet, „aber es dominiert der freundliche Eindruck“.

Sätze, die auch Ingeborg Junge-Reyer gerne hört. Die Stadtentwicklungssenatorin hat am Frauenkongress teilgenommen und die Diskussionen zum öffentlichen Nahverkehr geleitet. Auch wenn die Zuhörerreihen mitunter stark gelichtet waren, hat sie vom Kongress einen positiven Eindruck. „Ich habe gelernt, dass Bürger-Engagement sehr wichtig ist für die Stadtentwicklung“, sagt sie. Sie nennt das Beispiel der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Als dort nach einem Regierungswechsel die Verkehrspolitik geändert werden sollte, waren es die Bürger, die den alten Kurs beibehalten wollten. Der alte Kurs in Bogotá bedeutete: Busspuren einrichten und den Individualverkehr aus der Innenstadt heraushalten. Die Berliner Politik, Bus- und Fahrradspuren einzurichten, sei vor allem in den großen Städten Asiens, Lateinamerikas und Afrikas gut angekommen, so die Senatorin: „Viele Bürgermeister wussten gar nicht, dass es so etwas gibt.“

David Miller, der in drei Jahren die nächste „Metropolis”-Konferenz ausrichtet, nimmt einen Eindruck mit, der für die Einheimischen vielleicht schon zu selbstverständlich ist: „Die vielen Bäume auf den Straßen“, sagt Miller, „die neuen Häuser und Plätze, es ist ein Vergnügen, in Berlin auf den Straßen spazieren zu gehen.“

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