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Berlin: Wenige türkische Nationalisten demonstrieren

Nur wenige Menschen haben an einer Kundgebung türkischer Nationalisten in Berlin teilgenommen. Sie protestierten dagegen, dass die Massaker an Armeniern während des Ersten Weltkriegs als Völkermord bezeichnet werden.

Berlin - Nach Angaben der Polizei versammelten sich in Charlottenburg 40 Demonstranten und ebenso viele Gegendemonstranten. Die Kundgebung der Nationalisten fand zum Gedenken des vor 85 Jahren ermordeten osmanischen Innenministers Talat Pascha statt.

Pascha gilt als einer der Hauptverantwortlichen für die Tötung und Vertreibung von christlichen Armeniern im osmanischen Reich im Jahr 1915. Er wurde am 15. März 1921 von einem armenischen Studenten in Berlin erschossen. Historiker werten die Massentötung der christlichen Armenier während des Ersten Weltkrieges als Völkermord. Schätzungen zufolge wurden damals zwischen 600.000 und 1,5 Millionen armenische Zivilisten getötet. Die Türkei weist den Vorwurf des Völkermords strikt zurück.

Ursprünglich waren die Demonstration und eine weitere Kundgebung der Talat-Pascha-Bewegung für den 18. März verboten worden. Das Berliner Vewaltungsgericht hatte die Verbote aber wieder aufgehoben. Über die Demonstration am 18. März wird das Oberverwaltungsgericht Berlin spätestens am 17. März entscheiden. Die Organisatoren der Demonstrationen fordern unter anderem die Rücknahme einer Bundestags-Resolution vom vergangenen Jahr. Der Bundestag hatte damals parteiübergreifend die Türkei zum offenen Dialog über die Massaker an den Armeniern aufgefordert.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland und zu Berlin sowie mehrere liberale türkische Verbände distanzierten sich von den Kundgebungen. Kurdische Organisationen in Deutschland verlangten ein Demonstrationsverbot. In der Berliner Universität der Künste ist für den 18. März eine Gegenveranstaltung geplant, die unter anderen von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste unterstützt wird.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisierte, die Talat-Pascha-Bewegung rufe "in einer inakzeptablen martialischen Sprache zu Protestaktionen" auf. Ihr Ziel sei eine Revidierung der Beschlüsse der Parlamente in einigen EU-Ländern über das Massaker an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich. "Das Sammelsurium von ultranationalistischen, antieuropäischen und rechtsextremistischen Kräften hinter der Fassade der Talat-Pascha-Bewegung" habe klare Ziele: die EU-Annäherung der Türkei ebenso die Integration der in Europa lebenden Türken zu verhindern und die türkische Geschichte zu verleugnen, rügte Roth. (tso/mhz/ddp)

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