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Rettungskräfte im Einsatz. (Symbolbild)

© Ralph Peters

Berlin-Zehlendorf: Rettungswagen kommt zu spät, weil Navi nicht funktioniert

Plötzlich standen die Sanitäter in einer Sackgasse. Deswegen erreichte ein Rettungswagen einen Mann mit Herzinfakt viel zu spät.

Die Feuerwehr kommt immer später – eine alte Klage. Der Rettungswagen kommt auch später, zumindest wenn er sich schlicht verfährt. Da die Software der Navigationsgeräte in den Fahrzeugen nicht automatisch aktualisiert wird, kam in Zehlendorf jetzt ein Rettungswagen erst nach 17 Minuten bei einem Patienten mit Herzinfarkt an. Der Patient war da schon tot. Die Feuerwehr bestätigte am Dienstag einen Bericht der BZ, dass die Sanitäter vor einem Bahndamm in der Sackgasse standen, weil die Adresse des Patienten dem Navi nicht bekannt war.

Die Häuser seien erst kürzlich fertiggestellt worden, im Navi sei dort im Winkel zwischen Potsdamer Chaussee und Wannseebahn noch eine Brache eingezeichnet gewesen. Ob der Patient bei schnellerem Eintreffen hätte gerettet werden können, sei nicht zu beantworten.  Bislang wurde die Software von Navis anlässlich der Tüv-Prüfungen aktualisiert. Die Feuerwehr kündigte an, dieses Verfahren zu verbessern, damit in den Fahrzeugen aktuellere Karten im System sind. Im Prinzip sei die Technik hochmodern, die Leitstelle kann über den neuen Digitalfunk einen so genannten GPS-Punkt in das Navigationsgerät des Rettungswagens senden, das Personal muss also nicht einmal manuell eine Adresse eingeben.

In Zukunft soll der Einsatz der Rettungswagen besser gesteuert werden

Der „eigentliche Irrsinn“ an dem Zehlendorfer Fall sei jedoch nicht die Panne mit dem Navi, berichtet ein Feuerwehrmann, dies sei nur ein seltener Einzelfall. Viel schlimmer sei, dass Rettungswagen wegen der völligen Überlastung in Berlin „kreuz und quer“ eingesetzt würden. In dem beschriebenen Fall sei der Rettungswagen von der Wache Urban aus Kreuzberg geschickt worden, weil kein anderes Fahrzeug frei war – das sind 15 Kilometer Strecke.

Weiterer Nachteil: Das Kreuzberger Personal hat in Zehlendorf keine Ortskenntnis. In der Regel, so berichtete es der Beamte weiter, benötige man gar kein Navi, weil man sich im eigenen Revier hervorragend auskenne. Die Behördenleitung will nun umsteuern. Nach Informationen des Tagesspiegels soll ab dem 10. April das Alarmierungssystem geändert werden, der Plan nennt sich „Neue Fahrzeug- und Funktionsverteilung“. So soll der Einsatz der Rettungswagen besser gesteuert werden. Zudem werden 15 neue Rettungswagen in Dienst gestellt.

Wie berichtet, verfehlt die Feuerwehr seit Jahren die mit dem Senat vereinbarten Eintreffzeiten. Im Jahr 2015 hatte die Feuerwehr mehr als 430.000 Einsätze, davon über 360.000 im Rettungsdienst. 2016 waren es etwa 500.000 Einsätze, davon etwa 400.000 im Rettungsdienst. Pro Tag sind also im Schnitt die Rettungswagen mehr als 1000 Mal im Einsatz. „Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten“, hatte Feuerwehrchef Wilfried Gräfling kürzlich geklagt.
Die Berliner Polizei verzichtet aus Kostengründen auf fest eingebaute Navis. Ein Teil der Streifen hat handelsübliche mobile Geräte an Bord. Die werden vor allem gebraucht, wenn es mal über die Stadtgrenze nach Brandenburg geht. Sonst gilt die alte Polizeiweisheit: „Wir verfahren uns nicht, weil wir uns auskennen.“

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