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Das Lächeln der Stars. Regisseur Tom Hooper bringt bringt neben seinem Film "Les Misérables" auch die Darsteller Anne Hathaway und den bärtigen Hugh Jackman mit.

© AFP

Berlinale: Rollt den Teppich aus!

Eigentlich ist in Berlin jede Woche Starparade. Aber die Glamourdichte während der Internationalen Filmfestspiele bleibt doch unerreicht.

Ach ja, der Trevi-Brunnen. Sehnsuchtsort aller Rom-Touristen seit Jahrhunderten, aber besonders, seit Federico Fellini 1960 in „La Dolce Vita“ seine Stars Marcello Mastroianni und Anita Ekberg darin ein nächtliches Bad nehmen ließ. Ein kaum legales Vergnügen, das aber Filmgeschichte schrieb und in Berlin selbstverständlich völlig undenkbar wäre. Denn wo könnten die Nachfolger der schönen Nixe und ihres Wassermanns hier schon hineinsteigen? In den Neptun- oder lieber den Märchenbrunnen? Den Wasserklops? Alles sehr ansehnliche Wasserspiele, freilich nicht vom selben Format wie die römische Badewanne.

Anita Ekberg hält das von ihrem bevorstehenden Berlin-Besuch nicht ab. Für Bäder in öffentlichen Gewässern sind die anderthalb Wochen der Internationalen Filmfestspiele ohnehin ungeeignet, jedenfalls seit der bedauerlichen Entscheidung aus den siebziger Jahren, das Cineastenfest aus dem Sommer zu verbannen. Aber eine Rückkehr in die Vergangenheit, zu Federico, Marcello & Co. wird es dennoch werden, wenn die 81-jährige Schwedin, Sexsymbol der wilden Fünfziger, sich im Rahmen des Berlinale Talent Campus über die Anfänge ihrer Karriere und die Arbeit mit ihren berühmten Regisseuren befragen lässt.

Ja, es ist schon wieder so weit. Bald lädt die Berlinale zu ihre alljährlichen Starparade, obwohl die in Berlin mittlerweile fast das ganze Jahr abläuft. Auch in den kommenden Tagen schauen Glitzergrößen vorbei, Nick Love und Regisseur Ray Winstone mit dem Actionthriller „The Crime“ und Jason Statham mit dem zum selben Genre zählenden „Parker“. Til Schweiger feiert am Dienstag Premiere von „Kokowääh 2“ und Bruce Willis am 4. Februar die seiner neuesten „Stirb langsam“-Ballerei.

Aber die Glamourdichte der Berlinale bleibt doch unerreicht. Schon zum Eröffnungsfilm „The Grandmaster“ werden neben dem Regisseur und diesjährigem Jurypräsidenten Wong Kar Wai mit Tony Leung und Ziyi Zhang zwei Topstars des chinesischen Kinos über den roten Teppich laufen. Leung spielt den Martial- Arts-Meister Ip Man, einst Mentor von Bruce Lee, Zhang kennt man aus Filmen wie „Tiger & Dragon“ oder „Die Geisha“. Schon früh im Programm wurde auch „Les Misérables“ platziert, die Kinoversion des berühmten, auf dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo basierenden Musicals, das bereits in seinem 28. Jahr gezeigt wird und in 42 Ländern mehr als 60 Millionen Zuschauer anlockte. Das Buch wurde bereits unzählige Male verfilmt, die Musicalversion nun von Regisseur Tom Hooper („The King’s Speech“), der seine Stars Hugh Jackman, Anne Hathaway und Eddie Redmayne mitbringt.

Viele Stars, die jetzt erwartet werden, sind bereits Berlinale- oder doch zumindest Berlin-erfahren, Jackman beispielsweise stellte hier Ende 2008 „Australia“ vor. Matt Damon drehte in Berlin „Die Bourne Verschwörung“, zudem Szenen für „Das Bourne Ultimatum“ und ist auch bei George Clooneys Projekt „The Monument Men“ dabei. Zur Berlinale reiste er für das Öko-Drama „Promised Land“ an, gemeinsam mit Co-Star John Krasinski und Regisseur Gus Van Sant. Auch Joseph Gordon-Levitt, der mit „Don Jon’s Addiction“ als Spielfilmregisseur debütiert, bringt seinen Hauptdarsteller mit: sich selbst in der Rolle des nach Internetpornos und schnellem Sex süchtigen Don. Von seinen beiden Mitspielerinnen kann er allenfalls die Hälfte bieten: Scarlett Johansson, eine Zeitlang als Berlinale-Gast im Gespräch, kommt nun doch nicht, Juliane Moore nur möglicherweise.

Aber das Team der Schauspielerinnen in „Die Nonne“ wird komplett mit Regisseur Guillaume Nicloux erwartet: Pauline Etienne, Martina Gedeck, Louise Bourgoin und Isabelle Huppert. Für Regisseur Richard Linklater und seine beiden Stars Julie Delpy und Ethan Hawke bedeutet der Besuch anlässlich „Before Midnight“ eine Rückkehr zu ihren Anfängen. Es ist der Abschluss ihrer Trilogie, die 1995 in Berlin mit „Before Sunrise“ und einem Silbernen Bären für die beste Regie ihren Anfang nahm.

Ein Stammgast der Berlinale ist Steven Soderbergh, der neben seinem Psychodrama „Side Effects“ auch die beiden Hauptdarsteller Jude Law als Psychiater Dr. Jonathan Banks und Rooney Mara als depressive Emily Taylor dabei hat. Für Soderbergh ist es die Rückkehr in die Stadt eines uneingelösten Versprechens: Ihr nächster Film solle teilweise in Berlin entstehen, hatten er und sein Star George Clooney bei der Vorstellung von „Solaris“ auf der Berlinale 2003 angekündigt. Clooney macht sich erst jetzt allein daran, die Zusage zu erfüllen. Soderbergh dagegen hat als Berlin-Film bislang nur „The Good German“ (Berlinale 2007) geliefert, diesen aber komplett in den USA gedreht.

Bei „Night Train to Lisbon“ stellte sich die Frage eines Drehs in Berlin schon angesichts des Titels nicht. Bille Augusts Film geht auf den auch in Deutschland 1,8 Millionen Mal verkauften Roman von Pascal Merciers, zu den erwarteten Darstellern gehören Jeremy Irons als der Zugreisende Raimund Gregorius, Mélanie Laurent, Jack Huston, schon wieder Martina Gedeck und Sir Tom Courtenay.

Der war erst am vergangenen Sonntag in der Deutschen Oper umjubelt worden, als einer der vier Hauptdarsteller in Dustin Hoffmans Regiedebüt „Quartett“.

Erwartet werden schließlich drei Stars der Paralympics 2012 in London, die im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Gold“ von Michael Hammon stehen: Die querschnittgelähmte Schwimmerin Kirsten Bruhn aus Berlin, der blinde Marathonläufer Henry Wanyoike aus Kenia, der seinen Guide Joseph Kibunya dabeihaben dürfte, und der australische Rennrollstuhlfahrer Kurt Fearnley.

Gut möglich, dass Festivalchef Dieter Kosslick bei der Vorstellung des Programms am Montag weitere Namen auflistet. In einem Interview nannte er bereits Nicolas Cage, Charlotte Rampling, Shia LaBeouf, Geoffrey Rush, Donald Sutherland, Juliette Binoche und selbstverständlich Catherine Deneuve. Aber eine Berlinale ohne Madame Catherine kann sich ohnehin niemand vorstellen.

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