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Berliner Ansichten: Gerd Nowakowski über ehrlose Helfer und wehrlose Opfer

Vertrauensbruch

Für Frauen in Not will der Verein da sein, den vom „Ehrenmord“ bedrohten Opfern einer archaischen Moralvorstellung einen Ausweg weisen – „Hatun und Can“, gegründet nach dem brutalen Mord an der jungen Berlinerin Hatun Sürücü, war für eine große Öffentlichkeit ein Beispiel für tatkräftige Hilfe. Dass diese Hilfe in einer lebensbedrohlichen Situation nur unter äußerster Diskretion erfolgen kann, mit falschen Namen, Deckadressen, geheimen Wohnungen und neuen Identitäten, um nicht die Mitarbeiter und die Hilfesuchenden zu gefährden – wer würde das nicht verstehen und akzeptieren? Ohne Vertrauen geht es nicht. Das gilt auch für den Tagesspiegel, der vielfach über den Verein berichtete und über seinen Verein „Menschen helfen“ auch „Hatun und Can“ finanziell förderte. Erst „Emma“-Herausgeberin Alice Schwarzer brachte die Ermittlungen gegen den Vereinsvorsitzenden in Gang. Viele Menschen, die „Hatun und Can“ mit ihrem Geld unterstützten, müssen sich missbraucht fühlen – vor allem nach der Maserati-Affäre bei der Treberhilfe und den Vorwürfen gegen die Sozialvereine „Independent Living“ oder „Ambulante Hilfe Berlin“. Kann man keinem mehr trauen? Sind alle Helfer korrupt? Ein Gefühl der Ohnmacht wird viele beschleichen. Umso nötiger wird endlich ein Transparenzkodex für Wohlfahrtsverbände und Hilfsvereine, wie ihn die Sozialsenatorin verspricht. Denn trotz der Skandale um ehrlose Helfer – die wehrlosen Opfer bleiben real. Und sie benötigen auch weiterhin unsere Hilfe.

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