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Berliner Ansichten: Int Jesicht

"Dein Jesicht hat Heimweh": Bernd Matthies fragt sich, ob die Nation Selbstironie als Mittel der Berlin-Werbung verstehen wird.

Wir Berliner: rau, aber pampig. Diese Erkenntnis wird jetzt sogar für die Stadtwerbung ausgenutzt. Wer die regionaltypische Beleidigungs- und Anmuffeltechnik nicht beherrscht, weil er beispielsweise aus Langweiler oder Sulzbach an der Murr zugereist ist, der kann sich offizielle Postkarten kommen lassen. "Dein Jesicht hat Heimweh" steht auf einer in großen Buchstaben, das hat Kraft und Rhythmus, wenn wir uns in der Redaktion auch nicht ganz auf eine Bedeutung einigen konnten; eine knappe Mehrheit vermutete, es handele sich um einen ausgedachten Ersatz für das klassische "Vapiss dir!"

Idiomatisch einwandfrei, aber doch eher den berlinischen Neologismen unterzuordnen wäre dagegen der Satz "Allet klar, kannste gleichma wieda knicken". Zille hätte ihn nicht verstanden, Nörgler kritteln am fragwürdigen "g" in "gleichma" zurück, das doch eher "jleichma" gesprochen wird. Doch alle fragen: Was soll das eigentlich? "Coming soon: Das freundlichere Berlin" steht klein drauf, Mensch, ja, Selbstironie! Fragt sich nur, ob die Empfänger in Sulzbach an der Murr diese Berliner Spezialität verstehen.

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