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Berliner Ansichten: Lothar Heinke fürchtete kurzzeitig um den Kasino-Kapitalismus

Lothar Heinke fürchtete kurzzeitig um den Kasino-Kapitalismus

Der Kapitalismus bewegt sich dem Abgrund entgegen. Noch ein Schritt, und ... Jetzt hat die Krise auch unsere Spielbank am Potsdamer Platz erreicht, ein Institut, das, wenn es ums Gewinnstreben der handelnden Personen geht, dem in Verruf geratenen Bankgewerbe bisher in nichts nachzustehen schien. Hier konnte man seinen Lebensstandard aufbessern, wenn nicht gerade das Schicksal zum Gegenschlag ausholte. Alles war möglich, hochspekulative Risikogeschäfte versprachen Traumrenditen – ohne lästige Börsenaufsicht. Bis gestern. Da stockte plötzlich der Laden, die Kugel rollte in eine ganz andere Richtung.

„Rien ne va plus!“ riefen die Spielverderber von der Gewerkschaft und stachelten die der Spielhölle „wegen der festgefahrenen Tarifrunde“ zu einem Warnstreik auf. Denn nichts geht mehr, nicht mal eine Gehaltserhöhung und eine Arbeitsplatzsicherung, wie es die Gewerkschaft Verdi möchte, wogegen die Arbeitgeber mit längeren Arbeitszeiten und Einschnitten beim Weihnachtsgeld drohen. Die Croupiers probten den Aufstand – von 14 Uhr bis 17.30 Uhr.

Danach gaben die Arbeitskämpfer den Glücksrittern am Tisch wieder die Kugel. Berlins Kasino-Kapitalismus wankte, aber nur für 210 Minuten. „Faites vos jeux!“ – das Spiel geht weiter.

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