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Berlin: Berliner AOK-Vize verlässt die Krankenkasse

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Berlin hat überraschend gekündigt. Er werde zu Ende Februar ausscheiden, bestätigte der 43-jährige Günter Scherer dem Tagesspiegel.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Berlin hat überraschend gekündigt. Er werde zu Ende Februar ausscheiden, bestätigte der 43-jährige Günter Scherer dem Tagesspiegel. Für seine Entscheidung führte er "rein persönliche Gründe" an, die er "in der Öffentlichkeit nicht breittreten" wolle. Ein anderes Stellenangebot habe er nicht. Scherer gab zu, dass es "ungewöhnlich" sei, ein Beschäftigungsverhältnis zu lösen, ohne ein neues in Aussicht zu haben, wies aber alle Spekulationen, er habe sich mit dem Vorstandschef der Berliner AOK, Rolf Müller, zerstritten, als "Unfug" zurück.

Müller, der am Sonnabend nicht in Berlin war, ließ erklären, er bedauere Scherers Entscheidung - "gerade weil es stets eine große Übereinstimmung" zwischen Scherer und ihm gegeben habe. Müller und der AOK-Verwaltungsrat sprachen Scherer ausdrücklich ihren Dank aus. Dieser hatte sein Amt erst im November 1999 angetreten und war im Vorstand für das Vertragsgeschäft mit den Berliner Kliniken und Krankenhäusern zuständig. Er galt als kompetent. Zuvor war das langjährige CDU-Mitglied Scherer seit November 1998 Staatssekretär der Berliner Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) gewesen, nachdem diese sich von seinem Vorgänger Detlef Orwart getrennt hatte.

Die chronischen Finanzprobleme der Berliner AOK seien "ein anderes Thema" und hätten mit seinem Weggang ebenfalls nichts zu tun, sagte Scherer. Seit 1995 muss die Berliner AOK von der bundesweiten AOK-Gemeinschaft unterstützt werden - allein im letzten Jahr mit 214,7 Millionen Euro. Grund seien die "Überversorgungsstrukturen" in Berlin, die nicht nur die AOK belasteteten, sagte die Sprecherin der Berliner AOK, Gabriele Rähse. Auch die Ersatzkassen glichen intern regelmäßig Defizite in Berlin aus.

Gegenwärtig beläuft sich der Beitrag der 700 000 Berliner AOK-Mitglieder auf 14,9 Prozent. Ob er in diesem Jahr noch steigen wird, hängt von der Entscheidung der AOK-Gemeinschaft ab, wieviel sie für 2002 zum Haushalt der Berliner AOK zuschießen wird. Der zuständige Verwaltungsrat soll am 13. Februar tagen. Erst danach können die Berliner ihren endgültigen Haushalt beschließen. Gerüchte, dass die Ortskrankenkassen einzelner Länder nicht mehr gewillt seien, Berliner Lasten wie bisher auszugleichen, kommentierte Sprecherin Rähse wie folgt: "Es ist doch legitim, dass die Prozesse hier in Berlin kritisch begleitet werden." Dies sei "im Föderalismus" ein ganz normaler Vorgang. Die grundsätzliche Finanzhilfeentscheidung der Bundes-AOK gelte aber bis 2003.

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