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Es geht aufwärts. Berliner Unternehmen suchen Arbeitskräfte. Auch das erleichtert die Jobvermittlung. Foto: dapd/Stratmann

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Berlin: Berliner Arbeitsagentur schafft ein kleines Jobwunder

Intensive Betreuung von Erwerbslosen mit Berufsqualifikation bewährt sich Mehr als 37 000 Hartz-IV-Empfänger wurden in reguläre Stellen vermittelt.

Beim Bemühen, den Titel Hartz-IV- Hauptstadt loszuwerden, ist die Arbeitsagentur überraschend erfolgreich. Mit dem im Juni 2011 gestarteten Projekt „Berliner Joboffensive“ sind bis Ende März bereits 37 100 Hilfeempfänger in reguläre, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vermittelt worden, bestätigt die Arbeitsagentur. Der Sprecher der Arbeitsagentur, Olaf Möller, geht davon aus, dass sich diese Entwicklung angesichts der guten Wirtschaftslage in Berlin fortsetzt. In Berlin ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent auf 224 934 Personen gesunken. Die Hauptstadt entwickelt sich auch insgesamt besser als der Rest der Republik: gegenüber März 2011 sank die gesamtdeutsche Arbeitslosenquote um 0,4 Prozent, in Berlin dagegen um einen Prozentpunkt auf jetzt 13 Prozent.

Die „Berliner Joboffensive“ ist ein gemeinsames Projekt von Arbeitsagentur und Berliner Landesregierung, das bis zum Mai 2013 laufen soll. In den zwölf Jobcentern der Stadt sind dafür insgesamt 650 Vermittler damit beschäftigt, sogenannte „marktnahe Kunden“ in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die Idee ist denkbar einfach: Jeder Arbeitsvermittler kann sich intensiver als gewöhnlich mit den Hartz-IV-Empfängern beschäftigen. Kümmert sich in der Regel ein Vermittler um 200 Arbeitslose, sind es beim Projekt Joboffensive nur 100 Hilfeempfänger, die ein Vermittler betreuen muss. 300 Arbeitsvermittler wurden extra für die „Joboffensive“ neu eingestellt. In Berlin, wo fast jeder sechste Einwohner Hartz-Leistungen bezieht, suchen sich die Vermittler jene Menschen aus, die eine Berufsausbildung haben und die nicht durch Mutterschaft, Krankheit, Sucht oder sonstige Hemmnisse daran gehindert sind, eine reguläre Stelle anzunehmen. Durch die intensivere Betreuung können für einzelne Arbeitslose spezifische Möglichkeiten zusätzlicher Qualifikation und Beschäftigung ausgelotet werden. Mit der Joboffensive soll die in Berlin besonders ausgeprägte verfestigte Arbeitslosigkeit reduziert werden.

Das gelingt offenbar weit besser, als die Arbeitsagentur und der Senat beim Start des Programms erwartet haben. Bereits nach zehn Monaten sind nahezu 11 000 Arbeitslose mehr in Stellen im ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden, als man ohne die besonderen Anstrengungen hoffen durfte. Als Ziel hatte die Politik damals ausgegeben, in jedem der beiden Projektjahre zusätzlich 10 000 marktnahe Kunden in den Arbeitsmarkt einzugliedern. „20 000 Menschen zusätzlich in Arbeit zu vermitteln, ist ein ehrgeiziges Ziel“, sagte die damalige Arbeitssenatorin Carola Bluhm von der Linkspartei, die noch vorrangig auf den gemeinnützigen und öffentlichen Arbeitsmarkt setzte. Der Erfolg der Joboffensive bestätigt jedenfalls den Kurs der neuen rot-schwarzen Koalition, sich auf den ersten Arbeitsmarkt zu konzentrieren – eine klare Abwendung vom teuren Prestige-Projekt der Linkspartei, dem öffentlichen Beschäftigungssektor (ÖBS).

Die neue Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) will künftig mehr Gelder in die zusätzliche Qualifizierung investieren. Die Menschen sollten „eine echte Chance bekommen, statt nur befristet auf zwei Jahre Gutes im ÖBS zu tun“, hatte Kolat zu Beginn ihrer Amtszeit betont.

In Berlin hat die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich angezogen, auch in den qualifizierten technischen Berufen. Eine erhöhte Nachfrage gibt es auch in den Bereichen Dienstleistung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Handel und Gastgewerbe.

Bei der Arbeitsagentur wird bei den guten Vermittlungszahlen innerhalb der Joboffensive kein Zusammenhang mit dem deutlich härter gewordenen Sanktionskurs der Arbeitsagentur gegen Arbeitsverweigerer gesehen. „Bei der Klientel, die für die Joboffensive infrage kommen, reden wir sehr selten von Sanktionen“, betont Agentur-Sprecher Olaf Möller. Dies seien vielmehr Menschen mit einer Berufsqualifikation, die sich einen Arbeitsplatz wünschten und sich in der Regel beständig selbst bemüht hätten, einen Job zu finden.

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