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Charlottenburgs Silberbau. Das neue Kongresszentrum City Cube am Messegelände. Es kann auch anthrazit wirken.

© Thilo Rückeis

Berliner Architektur: Hell geplant und dunkel gebaut

Der neue Kongressbau City Cube ist fertig, der Regierende ist ganz begeistert. Nur: Sollte die Fassade nicht viel heller sein – fast weiß? Die Messe wiegelt ab: Morgens sei sie doch hell silbern, „bei passendem Wetter“. Es ist nicht der erste dunkle Bau, dessen Anblick überrascht.

Monatelang hatte der „City Cube“ Schwarz getragen, denn am Rohbau sah man nur die dunkle Wärmeschutzfassade des heranwachsenden Kongresszentrums. Seit Montag ist der Neubau an der Stelle der einstigen Deutschlandhalle neben dem Charlottenburger Messegelände nun eröffnet – aber deutlich dunkler als auf den Computersimulationen mit weißer Fassade wirkt er auch jetzt noch. Denn über die Wärmeschutzplatten wurde eine silberne Textilfassade gehängt, abends ähnelt die Farbe Anthrazit. Um die wachsende Zahl unerwarteter „Schwarzbauten“ hat es in Berlin oft Streit gegeben. Diesmal sieht die Messe Berlin als Bauherr aber kein Problem.

„Modelle sind in der Regel weiß“, sagt Sprecher Wolfgang Wagner, dann aber habe man sich für die „ins Metallische gehende“ Farbe entschieden. Die rund 5500 Quadratmeter große Gewebefassade stammt vom einem Schweizer Spezialhersteller, sie soll den Kongressbau von innen her transparent, aber von außen geschlossen erscheinen lassen. Das Interessante seien die „je nach Lichteinfall unterschiedlichen Farben“, sagt Wagner, bei passendem Wetter wirke die Fassade frühmorgens hellsilber. Beim Eröffnungsfest habe er „nur positives Feedback gehört“.

Tatsächlich hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sogar gelobt, dass der City Cube kein schwarzer Klotz mehr sei. Aus Charlottenburg-Wilmersdorf nahm Vize-Bürgermeister Carsten Engelmann (CDU) teil. „Die Farbe stört mich nicht“, sagte er am Dienstag, ihm sei nur der farbliche Unterschied zur Deutschlandhalle aufgefallen. Deren Abriss sei sein Hauptkritikpunkt. Der City Cube an sich sei „keine architektonische Herausforderung“, aber als „Zweckbau“ in Ordnung.

Architekten zeigen ihre Entwürfe übrigens keineswegs immer nur in Weiß. Üblich sei das nur bei „Massemodellen“, bei denen es allein um Ausmaße und Formen gehe, sagt Theresa Keilhacker, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Berlin. Handele sich um Modelle aus Holz, bleibe es in der Regel bei dessen natürlichem Braun. Ganz anders sei es bei einer Simulation: „Schon das Wort sagt ja, dass es um die echte Gestaltung geht.“

Zuletzt gab es Ärger um den „Schwarzbau“ am Garbátyplatz am Bahnhof Pankow. Nachdem der Bezirk dem Investor des Geschäftshauses ein Bußgeld angedroht hatte, einigte man sich auf zusätzliche goldene und silberne Bleche. Bereits 2008 war das „Spreedreieck“ in der Friedrichstraße als dunkler Klotz kritisiert worden, der ganz anders aussah als erwartet.

In Tempelhof-Schöneberg zeigten sich Bezirkspolitiker überrascht von der schwarzen Fassade des einst silbernen Philips-Hochhauses neben der Urania, das bis 2015 zum Hotel umgebaut wird. Geteilte Meinungen gibt es auch über das Anthrazit der Mitte 2013 eröffneten Mercedes-Vertriebszentrale neben der O2-Arena in Friedrichshain.

Einen anderen Farbenstreit gab es um die Truman Plaza an der Clayallee in Dahlem. Steglitz-Zehlendorfer Politiker hatten sich vor der Bebauung elfenbeinfarbene Musterplatten angesehen. Aber 2013 öffneten die Geschäftshäuser mit hellgrauer Fassade, manche sahen sich getäuscht. Der Investor versprach Nachbesserungen, zu sehen ist davon noch nichts.

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