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Berliner Ausländerbehörde: "Dieser Job ist nichts für Weicheier!"

Wir haben nicht nur Erfahrungsberichte vom Behördenalltag aus der Perspektive von Antragsstellern gesammelt. Auch eine Mitarbeiterin in einer deutschen Ausländerbehörde schildert hier ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz.

Ich bin Sachbearbeiterin in einer Ausländerbehörde, und ich habe einen Knall: Ich liebe meine Arbeit. Sosehr ich dadurch an meine Grenzen gelange, genauso sehr mag ich die Arbeit und die Menschen, die tagtäglich in mein Büro kommen. In den Ausländerbehörden ist die Fluktuation der Mitarbeiter wahnsinnig hoch, kaum jemand will und kann so viel Stress, verbunden mit der Menge an Überstunden, auf lange Sicht aushalten. Und wenn jemand doch länger da ist, kann es sein, dass er so wird wie die Sachbearbeiterin aus Berlin.

Auf den geschilderten Fall kann ich mir keinen Reim machen. 1. Wieso sind Sie, wenn Sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, nicht im Besitz einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis? 2. Sagen wir, Sie hätten ein Studium in Deutschland abgeschlossen oder werden das noch tun, spielt es meiner Auffassung nach keine Rolle, welches Studium beziehungsweise welchen Beruf Sie ausführen möchten. Es muss ,halt zusammenpassen‘. (Beispiel: Studium in Architektur und dann als Verkaufsleiter arbeiten: geht nicht.) Und 3. Ja, es gibt Vorgaben, wie ein Gehalt eines Hochschulabsolventen / Hochqualifizierten auszusehen hat. Das Interesse jedes hier lebenden Menschen sollte ja wohl darin liegen, gerecht bezahlt zu werden. 4. Ich bitte Sie inständig, nicht alle über einen Kamm zu scheren. 5. Wir, die Mitarbeiter der Ausländerbehörden, können nichts für das geltende Gesetz.

Die Art und Weise, wie Sie behandelt worden sind, ist – keine Frage – nicht in Ordnung. Aber: Wir sind alle ,nur‘ Menschen. Fragen Sie sich bitte: ,Bin ich immer freundlich zu allen? Und wenn ich privat Streit und Stress habe, bin ich trotzdem immer gut gelaunt?‘ Ich muss Ihnen, denke ich, nicht sagen, dass gerade wir Sachbearbeiterinnen oft nicht viel zu lachen haben, in vielen Kulturen haben wir Frauen nichts zu sagen. Vielmehr kriegen wir immer wieder zu spüren, dass uns manche dieser Männer, denen wir nichts getan haben, grundlos beschimpfen, abwertend behandeln und uns nichts glauben. Dieser Job ist nichts für Weicheier.

Ich bin davon überzeugt, dass nicht alle Menschen die Ausländerbehörde hassen. Sie können sich beschweren über die unfreundliche Sachbearbeitung – das ist Ihr gutes Recht. Nicht aber über die vielen Mitarbeiter der Ausländerbehörden in Deutschland. Das wollte ich mal gesagt haben.

Als unser Volontär Mohamed Amjahid schon einmal auf seinem Blog über seinen Fall schrieb, erreichte ihn auch die anonyme Zuschrift einer Mitarbeiterin einer deutschen Ausländerbehörde. Wir dokumentieren hier gern ihre Sicht der Dinge

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