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Umzugshelfer. Robben & Wientjes ist vor allem wegen seiner Kleintransporter bekannt. In Berlin gibt es vier Standorte.

© Imago

Berliner Autovermieter: Robben & Wientjes von Konkurrent Buchbinder gekauft

Berlins legendärer Autovermieter Robben & Wientjes wird geschluckt. Die Preise, Mitarbeiter und der Charme des 1978 in Kreuzberg gegründeten Unternehmens sollen bestehen bleiben.

Robben & Wientjes, Berlins wohl bekannteste Pritschenwagen- und Auto-Vermietung, wird geschluckt: Konkurrent Buchbinder übernimmt die 1978 in der Kreuzberger Prinzenstraße gegründete Firma mit dem blauen Robben-Logo. Mitarbeiter von Buchbinder waren darüber in einer Mail vom 9. August informiert worden. Die Übernahme fand zum 31. August statt. „Wir haben ein biblisches Alter erreicht“, sagte Dietmar Robben auf Anfrage zu seiner Entscheidung in Rente zu gehen – dabei ist er erst 64 Jahre alt.

Buchbinder ist ein Großer der Vermietungsbranche. Mit 160 Stationen ist die Regensburger Firma in ganz Europa vertreten. Mit der Vermietung von LKWs ist man nach eigenen Angaben sogar Marktführer in Deutschland. Bisher beschäftigt die Firma 1500 Mitarbeiter. Nun kommen die 70 Mitarbeiter von Robben & Wientjes dazu.

„Lass’ uns mal ’ne Robbe mieten“

Ruppiger Charme strömt einem entgegen, wenn man eine der vier Robben & Wientjes-Filialen in Kreuzberg, Neukölln, Reinickendorf oder Prenzlauer Berg besucht. Kein ausgeklügeltes IT-System. Dafür riesige Pappkalender in bunten Farben, die für Organisation in der Fahrzeugflotte sorgen. Online-Buchung? Fehl am Platz. Stattdessen eine eingescannte Broschüre, die Preise für Transporter und PKW angibt.

So manche 'Robbe' habe auch ich schon gemietet und kann nur sagen, die 'Robben' gehören zu Berlin, wie manch Wahrzeichen. Hoffentlich bleibt es wirklich so wie es ist und vor allem die Arbeitsplätze in dieser 'charmant rauen Bude'.

schreibt NutzerIn InspectorBarneby

Die sind dafür unschlagbar günstig. Dietmar Robben sagt sogar: „Wir haben dieselben Preise seit 39 Jahren“. Die erste VW-Pritsche, die er und Ulrich Wientjes – beiden nach West-Berlin eingewanderte Norddeutsche – anboten, war für fünf Mark die Stunde zu haben. Heute kostet der günstigste Transporter immer noch 2,50 Euro. Egal, wann der Wagen gebraucht wird. Deshalb ist die Firma so beliebt: Andere Vermieter verlangen zu Stoßzeiten mehr Geld.

Was sich aber verändert hat: Der Fuhrpark ist enorm gewachsen. Ihren größten Schub bekam die Firma übrigens im Jahr 1984. Da nutzten die beiden Unternehmer erstmals das Logo: die blaue Robbe auf weißem Hintergrund. Inzwischen sagen viele Berliner, wenn ein Umzug ansteht: „Lass’ uns mal ’ne Robbe mieten.“

Korrektiv für Berliner Mietautopreise

„Hart am Wind gesegelt“, seien sie immer, sagt Robben – aber mit kalkuliertem Risiko. Als die Mauer fiel, hätten sie die Zahl der Autos verdoppeln können – taten es aber nicht. Stattdessen, erzählt Robben, wuchsen sie jährlich um 20 bis 30 Prozent. Das aber stetig. Manches hat den Charme des Improvisierten: Weil keine Buchungssoftware am Markt Robbens Ansprüchen gerecht wurde, entwickelte er mit seinen Leuten eine eigene. „21 Jahre Entwicklungszeit stecken da drin“, sagt er. Und keine sei schneller. Dadurch und durch die „Organisation“ des Unternehmens hätten Robben und sein Partner Ulrich Wientjes den Anstieg der Preise auffangen können: „Wir waren das Korrektiv für Berliner Mietautopreise“.

Stand Robben & Wientjes denn nie so unter Druck wie andere Traditionsfirmen? „Wir haben Glück gehabt“, sagt Robben. Aber er räumt auch ein: „Ohne Helmut Schmidt und die 20-prozentige Investitionszulage hätten wir das nicht geschafft“. Von der Zulage profitierten West-Berliner Unternehmen zu Mauerzeiten.

Mit Knowhow weiterentwickeln

Wie aber kam es nun zu dem Deal mit den Regensburgern? „Ich kenne Herrn Wientjes seit vielen Jahren“, sagt Buchbinder-Geschäftsführer Hubert Terstappen. Eines Tages habe Wientjes ihn „rein zufällig“ an den „privaten Überlegungen“ der Firmengründer, nämlich kürzer zu treten, teilhaben lassen. Terstappen ist selbst seit 30 Jahren im Geschäft. Bis vor rund fünf Jahren war er mit seinem eigenen Unternehmen am Markt. Dann kam die Fusion mit Buchbinder.

Dass Buchbinder die Übernahme von Robben & Wientjes nicht öffentlich machte, erklärt Hubert Terstappen so: „Für die Kunden ändert sich nichts.“ Das Logo nicht. Die Preise nicht. Das Team nicht, von dem Terstappen „begeistert“ ist. „Wir wollen die Robbe für die Berliner Kunden so erhalten, wie sie ist“, sagt er.

Von einem „sanften Übergang“ spricht Terstappen noch. Und trotzdem plant der Unternehmer schon kleine Änderungen: Die Online-Buchung könnte bald doch noch Einzug halten bei Robben & Wientjes. Und „wenn Autos fehlen, werden wir noch einige hinstellen“, sagt Terstappen. Kurzum, man wolle die Marke mit der blauen Robbe mit „Knowhow“ weiterentwickeln.

Und was macht Dietmar Robben jetzt? „Erstmal die Füße hochlegen“, sagt er. Hobbys hat er nicht. Aber: „Die kommen schon noch“. Das klingt nach einem entspannten Feierabend nach Jahrzehnten harter Arbeit.

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