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Das Strandbad Wannsee ist auch unter 25 Grad gut genießbar.

© Ralf Hirschberger/dpa

Berliner Bäderbetriebe: Raus ins Strandbad: Sonntag endet die Badesaison in Berlin

Zeit für eine Bilanz ist schon jetzt: Bis August kamen 27 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr, dennoch werden keine finanziellen Überschüsse erwartet..

Nach dem Hitzemonat August haben die Bäderbetriebe den Sommer in die Verlängerung geschickt. Bis zum kommenden Sonntag, 13. September, bleiben das Strandbad Wannsee sowie die Freibäder Prinzen- und Olympiabad und die Sommerbäder Mariendorf und Gropiusstadt geöffnet. Der Sommer muss sich diesem Vertrauensbeweis aber auch würdig erweisen. Weil das vergangene Wochenende kalt und regnerisch war, machten die Bäder Seestraße und Spandau-Süd kurzfristig zu.

In den nächsten Tagen sollen die Temperaturen wieder langsam ansteigen, deshalb hoffen die Bäderbetriebe auf viele Gäste am voraussichtlich letzten Wochenende der verlängerten Freibadsaison. „Ich gehe davon aus, dass am Sonntag endgültig Schluss ist“, sagt Bädersprecher Matthias Oloew.

Bäderbetriebe wollen wetterunabhängiger werden

Das Wetter entscheidet über Wohl und Wehe der Badegäste und damit auch über die wirtschaftliche Bilanz der Bäderbetriebe. 85 Prozent der Wasserflächen liegen unter freiem Himmel, sagt Oloew. Diese starke Abhängigkeit soll mit den geplanten Neubauten von Kombibädern in Pankow und Mariendorf gelockert werden. Dort sind beheizte Außenbecken geplant, die das ganze Jahr genutzt werden können. Die Idee, Cabrio-Dächer zu bauen, also Becken, die je nach Wetterlage geöffnet werden können, sei wegen zu hoher Kosten allerdings verworfen worden, sagte Bäderchefin Annette Siering bei der Vorstellung der Sommerbilanz.

Annette Siering ist die kommissarische Bäderbetriebs-Chefin.
Annette Siering ist die kommissarische Bäderbetriebs-Chefin.

© Kai-Uwe Heinrich

Das erste Neubau-Bad werde wohl erste 2021 fertig werden – im Interview mit dem Tagesspiegel im Juli hatte Siering noch das Jahr 2020 angepeilt. Die Abstimmungen mit den Senatsverwaltungen seien derzeit sehr zeitaufwändig, weil die Schaffung von Flüchtlingsunterkünften Vorrang habe.

Mai und Juni waren Schlag ins Wasser

Die ablaufende Sommersaison fiel für die Bäderbetriebe alles in allem positiv aus. Mai und Juni waren wettermäßig ein Schlag ins Wasser, „eine Katastrophe“, sagt Siering. Der Juli brachte etwas Entspannung und einige gute Tage, der August endlich die ersehnte Hitzewelle. 940.000 Badegäste sorgten für ein „furioses Finale“ der Badesaison. Insgesamt kamen von Mai bis August 2,7 Millionen Besucher – 574.000 mehr als 2014, ein Plus von 27 Prozent.

Siering bedankte sich bei ihren „engagierten Kollegen... die haben echt geackert“ – keine Rede mehr von den Auseinandersetzungen ihres Vorgängers Ole Bested Hensing um alte Privilegien wie den „Sommertarifvertrag“, der eine Bezahlung unabhängig von den Einsatzzeiten vorsah. Nicht alle Mitarbeiter seien begeistert, wenn sie bei schönem Wetter länger arbeiten sollen als bei schlechtem, sagte Siering, aber es gebe ja immerhin Zuschläge für geleistete Überstunden.

2015 rechnet Siering mit einer schwarzen Null

Die erweiterten Öffnungszeiten im August hätten die Bäderbetriebe aber auch an die Grenzen der Personalressourcen geführt, deshalb kommen die kühleren Septembertage organisatorisch nicht ungelegen. Wirtschaftlich rechnet Siering, die eigentlich Finanzvorstand der Bäderbetriebe ist, mit einer schwarzen Null.

Die seit Langem konstante Förderung aus dem Landeshaushalt, 50 Millionen Euro pro Jahr, werde 2016 um vier Millionen Euro aufgestockt. Auch diese Erhöhung sei schon für steigende Personalkosten und anstehende Instandsetzungen von Bädern verplant. Zusätzlich können die Bäderbetriebe bis 2017 mit einem Zuschuss von sechs Millionen Euro aus einem Bundesprogramm rechnen.

Fünf bis sieben Jahre für Planung und Bau

Die Neubauten werden aus den Haushaltsüberschüssen Berlins im Rahmen des „Sondervermögens Infrastruktur für die wachsende Stadt (Siwa)“ bezahlt. Beide Bäder sollen rund 60 Millionen Euro kosten. Derzeit würden die Planungen mit den Senatsverwaltungen für Sport und Stadtentwicklung abgestimmt, der Bau selbst werde später wahrscheinlich für einen Generalübernehmer ausgeschrieben. Die lange Zeitspanne von fünf bis sieben Jahren für Planung und Bau seien bei öffentlichen Bauten durchaus üblich, erklärte Siering.

Eine Slackline über dem Wasser

In Pankow ist ein familienorientiertes Bad geplant, mit 25-Meter-Becken und großzügiger Sauna. In Mariendorf werde der Akzent deutlicher auf den Sport gelegt, mit 50-Meter-Becken, wobei auch hier Familien im Fokus stehen. Die üblichen Wasserspiele für Kinder sind geplant, inklusive Rutschen. Zusätzlich soll es eine Kletterwand und – als neuartige Attraktion – eine Slackline über dem Wasser geben. Slacklines sind Gurte zum Balancieren, in der Regel zwischen Bäumen oder Pfosten gespannt.

Die Eintrittspreise zu erhöhen sei 2016 nicht geplant, sagte Siering, aber verbindlich zusagen kann sie das nicht. Eine Findungskommission des Senats sucht derzeit nach einem neuen Bäderchef. Ob sie sich selbst bewirbt, ließ Siering offen. Bis Ende dieses Jahres werde sie wohl noch die Bäderbetriebe alleine leiten.

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