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Die Organisatorinnen des Benefizkonzerts bei einer Besprechung.

© Promo/Frank Jankowski

Berliner Benefiz-Konzert für russische Heimkinder: Den Schwächsten der Gesellschaft helfen

Zwei engagierte Berlinerinnen kämpfen seit vielen Jahren dafür, das Leid von russischen Heimkindern mit Behinderungen zu lindern. Jetzt organisieren sie ein Benefizkonzert in der St. Matthäus-Kirche.

Ein blondes Mädchen, vielleicht vier Jahre alt, steht in seinem Bettchen und schaukelt den Oberkörper hin und her. Daneben sitzt ein Kind mit deformiertem Kopf apathisch auf seiner Matratze. Ein gutes Dutzend Kinder auf engem Raum, eine Pflegerin, die kaum mehr schafft, als sie mit Brei zu füttern, zu waschen und zu windeln. Mehrfach behinderte Kinder werden in Russland meist gleich nach der Geburt ins Heim gegeben, bleiben ihr Leben lang von ihren Familien verlassen.

Der Verein Perspektiven e.V. und seine russische Partnerorganisation Perspektivy helfen seit gut 20 Jahren, dieses Leid zu lindern. Die Berliner Osteuropa-Expertin Margarete von der Borch hat den Verein 1992 noch während ihres Studiums an der Freien Universität mitbegründet. Sie lebte jahrelang in St. Petersburg, baute dort ein Netz ehrenamtlicher Betreuer und professioneller Therapeuten auf, auch mit Freiwilligen aus Deutschland.Heute betreibt Perspektivy zwei Tagesstätten für behinderte Kinder und junge Erwachsene sowie eine Übernachtungseinrichtung – und will jetzt ein eigenes Haus für betreutes Wohnen bauen.

Der Verein hilft konkret gegen Gewalt und Isolation

„In jüngster Zeit keimt auch in Russland ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen“, sagt Margarete von der Borch. „Aber unsere Initiative braucht weiterhin Unterstützung von außen, um in Heimen und Familien konkrete Schritte gegen Gewalt, Vernachlässigung und Isolation unternehmen zu können.“

In einem Petersburger Heim für Behinderte liegen und Sitzen Kinder in Gitterbettchen.
Ein gutes Dutzend Kinder, eine Pflegerin, die kaum mehr schafft, als sie zu füttern und sauber zu halten. Perspektiven e.V. bringt unter anderem freiwillige Helfer und Pädagogen in die Heime.

© Promo/Gordon Welters

In weiten Teilen der Gesellschaft und bei staatlichen Stellen herrsche noch immer die Meinung vor, Menschen mit Behinderungen hätten „keine Perspektiven, da reicht ein Minimum an Fürsorge“.

"Es geht uns sehr nah, dass Kinder so leben müssen"

Gemeinsam mit der ZDF-Journalistin Ulrike Brödermann organisiert von der Borch am Sonnabend ein Benefiz-Konzert. In der St.-Matthäus-Kirche am Kulturforum spielen russische, in Berlin lebende Musiker Werke etwa von Bach, Tschaikowski und Rachmaninov. Die Erlöse des Konzerts unter der Schirmherrschaft von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) kommen den Petersburger Projekten zugute, die Musiker, die von der Musik-Agentur Schönherr gewonnen wurden, verzichten auf ein Honorar. „Es geht uns sehr nah, dass es Kinder gibt, die unter solch erbärmlichen Umständen leben müssen“, sagt Pianistin Lydia Gorstein.

Bewegende Einblicke in den Alltag der Heimkinder

Bewegende Einblicke in das Leben der Heimkinder und die Arbeit von Perspektivy bietet der Kurzfilm „Heim Weh“ von Ulrike Brödermann auf der Homepage des Vereins (hier geht es zu Perspektiven e.V.). In das Mitleid mit den Kindern und Jugendlichen mischt sich Bewunderung für die Menschen, die sich dafür engagieren, dass sie eine bessere Zukunft haben.

Benefizkonzert „Kinder brauchen Perspektivy“, 11. Oktober, 19.30 Uhr, St.-Matthäus-Kirche (Matthäikirchplatz 1, 10785 Berlin). 20 Euro an der Abendkasse; Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Kartenvertrieb Pagagena, Telefon 479 974 74.

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