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Bücherbogen. Bisher ist die Heinrich-Schulz-Bibliothek im Rathaus Charlottenburg ist die Hauptstelle der Bibliotheken in der City West.

© Cay Dobberke

Berliner Büchereien: Keine neue Zentralbibliothek für die City West

In Charlottenburg-Wilmersdorf wurde über eine große zentrale Bezirksbibliothek diskutiert. Aber inzwischen ist der ausgewählte Standort anderweitig vermietet. Für kleine Büchereien sucht man unterdessen freie Träger.

Das Vorbild ist der Südwesten: Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wollte seine Bibliothekenlandschaft ähnlich modernisieren wie Steglitz-Zehlendorf, wo die Zentrale 2006 ins Center „Das Schloss“ zog und 30 Prozent mehr Besucher anzieht als früher. Dort erklärt Bibliotheksleiter Michael Ruhnke den Erfolg nicht nur mit Kauflustigen, die nebenbei in die Bücherei gehen, sondern auch mit mehr Fläche und Service und längeren Öffnungszeiten. In der City West blieb eine große neue Zentralbibliothek jedoch umstritten – und nun sind die Pläne erst einmal vom Tisch.

Das liegt nicht nur an Meinungsverschiedenheiten in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Das Amt für Weiterbildung und Kultur hatte einige Standorte geprüft, darunter das Shoppingcenter Wilmersdorfer Arcaden. Am geeignetsten schien ein Bürohaus an der Bismarckstraße 105, Ecke Leibnizstraße. In dem früheren Sitz einer Tochterfirma des Recyclingkonzerns Alba wollte der ehemalige Kulturstadtrat und heutige Bundestagsabgeordnete Klaus-Dieter Gröhler (CDU) mehrere Etagen mieten, seine christdemokratische Nachfolgerin Dagmar König blieb dabei.

Aus dem Rennen. Das Bürohaus an der Ecke Bismarck- und Leibnizstraße steht nicht mehr als Bezirkszentralbibliothek zur Verfügung.
Aus dem Rennen. Das Bürohaus an der Ecke Bismarck- und Leibnizstraße steht nicht mehr als Bezirkszentralbibliothek zur Verfügung.

© Cay Dobberke

Aber der Eigentümer hat soeben eine Etage anderweitig verpachtet, wie König im bezirklichen Kulturausschuss berichtete. Damit habe sich das Thema Zentralbibliothek erst einmal „erledigt“.

Der rot-grünen BVV-Mehrheit ist dies recht. Die Grünen fanden den Standort nicht zentral genug und befürchteten, dass Bibliotheken in anderen Kiezen geschlossen werden. So sah es nun auch die SPD. Gemeinsam stimmten beide Fraktionen gegen eine „Zentralisierung“.

Dennoch bleibe eine Zentralbibliothek möglich, sagt SPD-Fraktionschef Holger Wuttig – aber nur, wenn es einen überzeugenden Standort und keine Schließungen gebe. Aktuell existieren sieben Büchereistandorte. Ex-Stadtrat Gröhler wollte die bisherige Hauptbibliothek im Rathaus Charlottenburg aufgeben und die Filiale an der Brandenburgischen Straße in Wilmersdorf verkleinern.

Die CDU-Bezirksverordnete Marion-Ise Halten-Bartels gehört zum Freundeskreis der Bibliotheken, trotzdem oder gerade deshalb kritisiert sie deren Zustand scharf: Viele Räume seien in „jämmerlichem Zustand“, die City West bleibe auf „Provinzniveau“.

Die Bibliothek im Rathaus gilt als zu klein. Unter anderem können dort noch immer nicht die Notenbestände der Musikbibliothek angeboten werden, die 2012 an der Bundesallee geschlossen und mit der Hauptstelle fusioniert worden war. Hinzu kommen Mängel wie die schlechte Klimatisierung, im Sommer wird es oft drückend heiß. Jetzt ist eine Vergrößerung der Fläche im Gespräch, in dem hohen Saal könnte eine Zwischendecke eingezogen werden.

Eigentlich hatte Stadträtin König darin ein Lager für Bezirksamtsabteilungen geplant; für diese wird der Platz knapp, weil Ämter das Rathaus Wilmersdorf räumen.

Probleme gibt es aber auch mit kleinen Stadtteilbüchereien. Laut König gehen in den nächsten Jahren neun Bibliothekenmitarbeiter in den Ruhestand, aus Geldmangel werde man nicht alle Stellen neu besetzen können. „So oder so“ müssten Standorte geschlossen oder „in ehrenamtliche Trägerschaft überführt“ werden. Über die zweite Variante verhandelt der Bezirk bereits mit sozialen Institutionen, die Erfahrung mit Stadtteilarbeit haben.

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