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Strahlen in weiß. Dem Siegerentwurf zufolge soll der Bettenturm der Charité in Mitte nach der Sanierung so aussehen.

© promo/ Schweger & Partner

Bettenhochhaus in Mitte: Berliner Charité: Teurer Turmbau

Schon vor Beginn der Sanierung des Bettenhochhauses der Charité gibt es Zweifel am Budget. Das Gebäude ist zwar leer geräumt, aber der Beginn der Arbeiten wird noch wochenlang auf sich warten lassen.

Haben sich die Planer in der Charité und im Senat verkalkuliert? Seit bald zwei Wochen steht der bekannte Bettenturm der landeseigenen Universitätsklinik in Mitte leer, die Patienten, Technik und Medikamente wurden in einem Interimsbau untergebracht, damit das marode Wahrzeichen der Universitätsklinik saniert werden kann. Nun heißt es von Kennern in der Klinik und in den zuständigen Verwaltungen, dass womöglich "Geld nachgeschossen" werden müsse. Intern wird davon ausgegangen, dass sich ein Generalunternehmer für den Umbau allenfalls im November verpflichten lassen wird.

Personalrat: "sehr enge Manschetten"

"Dass es nicht vorangeht, ist kein Wunder", sagte der Personalratschef der Charité, Carsten Becker. "Der Senat hat sehr enge Manschetten angelegt." Der Umbau des 82 Meter hohen Turms der Universitätsklinik ist anspruchsvoll, eine Baufirma darf den Planungen zufolge für Entkernung, Renovieren und Aufrüsten von Bettenturm und Nebengebäuden allenfalls 185 Millionen Euro ausgeben. Diese Summe hat der Senat für eine Komplettsanierung genehmigt. Und die ist knapp bemessen. Kliniksprecher Uwe Dolderer kommentierte das am Montag nicht.

Das Wahrzeichen der Charité in Berlin-Mitte: der Bettenturm.
Das Wahrzeichen der Charité in Berlin-Mitte: der Bettenturm.

© Kai-Uwe Heinrich

An diesem Mittwoch trifft sich turnusmäßig eine klinikinterne Baugruppe. Ein Termin für die nächste Aufsichtsratssitzung steht noch nicht fest. Bei dem Treffen soll besprochen werden soll, wie es weiter geht. Aufsichtsratschefin ist Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD), mit dabei ist Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD).

Braucht der Bettenturm "wie alle Großprojekte" mehr Geld?

Zur Finanzlage äußern sich beide Gremien nicht. Unter Kennern aber heißt es: Die Charité werde „wie fast alle Großprojekte“ mehr Geld brauchen. Wolle man den Campus in Mitte wie geplant sanieren, könne man einen Bauunternehmer wohl nur gewinnen, wenn er im Notfall die 185 Millionen Euro überschreiten dürfe. Die Senatswissenschaftsverwaltung teilte am Montag mit, das Vergabeverfahren laufe noch. Auch Charité-Sprecher Dolderer sagte: "Über einen Generalunternehmen haben wir noch nicht entschieden."

Sollte sich bewahrheiten, dass die Charité mehr Geld braucht, wird der Klinikvorstand schnell Ärger auf sich ziehen. Denn Voraussetzung selbst für die wohl knappe Summe vom Senat, war eine verlässliche Planung, dass das Geld reiche. Sollte es nicht reichen, müsse man sich in der Charité selbstkritisch fragen, wie es dazu kommen konnte, sagt Wolfgang Albers (Linke), Vorsitzender des Gesundheitsausschuss im Abgeordnetenhaus. Für mangelnde Planung im Nachhinein die Politik in Haftung zu nehmen, wäre jedenfalls falsch. Albers gibt außerdem zu bedenken, dass Extramittel zu diesem Zeitpunkt aus anderen Kliniken abgezogen werden müssten, wo sie ebenfalls gebraucht würden.

Charité führt zwei Tarifrunden gleichzeitig

Ums Geld wird es an der Charité in den kommenden Wochen aber auch in anderen Fragen gehen. Nächste Woche gibt es das nächste Verhandlungsgespräch mit den Vertretern der 5000 Schwestern und Pfleger. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen durch mehr Personal. Und ebenfalls noch im Oktober wird sich der Charité-Vorstand mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund treffen. Die Mediziner wollen ihre Tarifrunde starten, die Höhe ihrer Forderungen haben sie noch bekannt gegeben.

Die Charité hat insgesamt 330 Millionen Euro für Baumaßnahmen an ihren Standorten in Mitte, Wedding und Steglitz vom Senat bewilligt bekommen. Die Klinikleitung hatte geltend gemacht, dass sie weitere 600 Millionen Euro für Sanierungen brauche. In Senatskreisen war über Jahre kritisiert worden, dass Bezirkspolitiker und Klinikmanager darauf bestanden haben, alle Standorte in der Stadt zu erhalten.

Ehrung für die Charité für Organspenden

Doch die Charité ist erst am Montag auch gelobt worden. Für ihren Einsatz in der Organspende ehrten Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) und Vertreter der Deutschen Stiftung Organtransplantation die Klinik. Die Mitarbeiter der Charité hätten sich in "vorbildlicher Weise für die Organspende eingesetzt", sagte Czaja. Dafür übergab er eine Urkunde und eine Skulptur an den Ärztlichen Direktor der Charité, Ulrich Frei. Nach dem Skandal um manipulierte Wartelisten für Organe an Krankenhäusern 2012 war die Spendebereitschaft bundesweit gesunken – an der Charité nahm die Zahl hingegen zu. Die Ärzte der Klinik entnahmen vergangenes Jahr 26 Organspenden, im Jahr zuvor waren es 22. Mehr als 11.000 Menschen in Deutschland benötigen dringend ein Organ. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation gab es 2012 in Deutschland 1042 Organspender, ein Rückgang zum Vorjahr um 13 Prozent.

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