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© Mike Wolff

Berliner Chefarzt: Ehrendoktorwürde aus Nordkorea

Der Chef des Deutschen Herzzentrums ließ sich auf einer Dienstreise nach Nordkorea vom stellvertretenden Ministerpräsidenten des Regimes auszeichnen. Ebenfalls fragwürdig: Eine Nordkorea-Ausstellung im Herzzentrum und deren Eröffnungsfeier.

Einer der renommiertesten Berliner Mediziner hat sich von der nordkoreanischen Führung ehren lassen: Professor Roland Hetzer, Direktor des neben dem Virchow-Klinikum angesiedelten Deutschen Herzzentrums in Wedding. Auf einer Dienstreise nach Nordkorea Ende September wurde Hetzer eine Ehrendoktorwürde verliehen – bei einem „Festakt im Haus der Volkskammer vom Stellvertretenden Ministerpräsidenten in Form eines Bandes mit goldenem Stern“, wie es auf den Internetseiten des Herzzentrums heißt. Dort sind auch weitere Dokumente der Reise von Hetzers Team zu finden, darunter ein Bild von einem „grandiosen Menschenschauspiel im größten Stadion der Welt“.

Kritische Worte zu der weltweit geächteten kommunistischen Diktatur, die von riesigen Straflagern und Hungersnöten geprägt wird, finden sich nicht. Außerdem wird im Treppenhaus und im Wartebereich des Herzzentrums „Traditionelle Gegenwartskunst aus Nordkorea“ präsentiert. Die Auswahl der rund 50 gezeigten Bilder erscheint dabei ebenso fragwürdig wie die Eröffnungsfeier: Bei dem Dinner anlässlich einer Herzklappenkonferenz am vorigen Freitag war manchen der geladenen (und zahlenden) Gäste der Appetit vergangen: Im Beisein von etwa 30 zumeist deutschen Medizinern und Wissenschaftlern sowie rund 40 Nordkoreanern und des nordkoreanischen Botschafters wurden Bilder von Hetzers Reise gezeigt – ein Potpourri, in dem die Verleihung einer Ehrendoktorwürde an Hetzer ebenso wenig fehlte wie Aufnahmen einer Militärparade in Pjöngjang. „Völlig daneben“ fanden Anwesende das. Einer sagte, er habe die Veranstaltung aus Protest vorzeitig verlassen.

Die Ausstellung zeigt neben Landschaften und dem „Internationalen Freundschaftsmuseum“ auf insgesamt neun Bildern das „Arirang-Festival“, das „jährlich zur Feier des Geburtstages von Kim Il Sung“ stattfindet, wie auf einem Begleitblatt erklärt wird. Der englischen Beschriftung auf den Zeichnungen ist zu entnehmen, dass es sich um „Gewinner des Kim-Il-Sung-Preises der großen Massen- und Artistik-Performance“ handelt.

Das ausgelegte Begleitblatt ist von Hetzers Ehefrau Magdalena unterzeichnet. Sie schreibt weiter, dass auf dem Festival „die unerschütterliche Treue und Opferbereitschaft für die Staatsführung beschworen werden“ solle. Und: Die nordkoreanische Kultur „bleibt trotz der vielen Stürme der Geschichte sehr wohl erhalten und entwickelt sich sehr viel versprechend weiter“.

Roland Hetzer war am Donnerstag trotz mehrfacher Nachfragen nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Die Kritiker sehen ausdrücklich kein Problem in der 1997 begonnenen medizinische Zusammenarbeit des Herzzentrums mit nordkoreanischen Medizinern, die auch Anlass für die Reise des Bundesverdienstkreuzträgers Hetzer und dessen Kollegen war. Das Herzzentrum kooperiert weltweit, insbesondere auch in China. Mehrere Silbertafeln im Eingangsbereich würdigen diese Zusammenarbeit. Seit dem Wochenende hängt dort nun auch eine für Nordkorea.

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