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BERLINER Chronik: 16. Februar 1988

Ärger in Zehlendorf, Jubel in Marzahn.

Die West-Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren wegen des Verlustes von NS-Unterlagen aus dem American Document Center in Zehlendorf. Der deutsche stellvertretende Leiter, der vom Dienst suspendiert ist, und westdeutsche Militariahändler stehen unter dem Verdacht des Diebstahls, der Unterschlagung und Hehlerei. Die Rede ist vom Verlust mehrerer 10 000 Akten; 15 000 wurden bei Durchsuchungen im Bundesgebiet gefunden. Händler sollen Dokumente für 200 bis 500 DM pro Stück, in Einzelfällen für 5000 DM an Sammler verkauft haben. Im Document Center lagern 30 Millionen NS-Akten. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heinz Galinski, äußert sich entsetzt über die Affäre. Die US-Regierung spricht ihm ihr Bedauern aus. Sie versichert, alle Unterlagen seien auf Mikrofilm gespeichert. Auch die Ost-Presse berichtet über den Skandal und behauptet, NS-Belastete hätten Interesse am Verschwinden der Akten.

In Marzahn eröffnet der erste Teil des Warenhauses ,Marzahner Tor’ direkt am S-Bahnhof. Laut Presse soll das Kaufhaus im Juli komplett fertig sein. In einer „Gebrauchtwarenabteilung“ sind „Bekleidung, Sportartikel und vieles mehr“ zu haben. Ein Basar biete ein Sortiment von Kosmetik und Spielwaren bis zu Kunstartikeln. In der oberen Etage gibt es „technische Industriewaren“. Doch „die über 600 Mitarbeiter halten auch Dienstleistungen für die Kunden bereit“. Zum Beispiel werden Schlüssel angefertigt.

Brigitte Grunert

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