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BERLINER Chronik: 19. September 1990

Asbest im Palast der Republik Machtkampf um Polizeiakten

Der Palast der Republik wird wegen Asbestverseuchung geschlossen, die Volkskammer tagt künftig im Haus der Parlamentarier, das zum ZK-Gebäude der SED gehört. Die 1700 Mitarbeiter des Palasts werden sofort beurlaubt, anderntags demonstrieren sie für die Gründung einer Auffanggesellschaft. Der Leiter des West-Berliner Gutachterbüros erklärt, für die Sanierung werde der Palast vermutlich sieben Jahre Baustelle sein. Beim Bau sei das Stahlträgerskelett mit 720 Tonnen Spritzasbest gegen Verformung und Brand geschützt worden. Durch Alterung löse sich die Schutzschicht auf und setze gefährliche Asbestfasern frei. Erste Stimmen werden laut, den Palast abzureißen und das Stadtschloss wieder aufzubauen.

Kurz vor der Einheit tobt in Berlin ein Kampf gegen die Vernichtung von Akten der Ost-Polizei. Innensenator Erich Pätzold und sein Magistratskollege Thomas Krüger sind empört, dass DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel diese Aktion zulässt, und fordern die Vopos auf, sich nicht daran zu beteiligen. Diestel erklärt, es handle sich um Duplikate von Akten, es gehe nur um die „Verringerung der Schriftberge“. Noch hat er die Polizeihoheit für Ost-Berlin, die der Innensenator mit der Einheit übernimmt. Nach tagelangen Auseinandersetzungen lenkt Diestel ein und lässt die Aktion abbrechen. Gru

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