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BERLINER Chronik: 28. September 1990

Die Berliner Polizei wird schon vor dem Einheitstag vereinigt

DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel sagt zu, die Hoheit über die Ost-Berliner Polizei schon am 1. Oktober an Innensenator Erich Pätzold abzugeben. Das hat mit den Einheitsfeierlichkeiten zum 3. Oktober zu tun. Krawalle werden befürchtet, da ist das rechtzeitige einheitliche Polizeikommando ratsam. Der Abrede ging eine knifflige Prozedur voraus. Zuerst fragte man die Westalliierten, und die holten sich den Segen der Russen. Dann konnte Pätzold den DDR-Minister fragen. Das heißt, er musste Diestel bitten, ihn zu ersuchen, die Hoheitaufgabe vorzeitig zu übernehmen.

Die Volkskammer stürzt sich in eine turbulente Stasi-Debatte, so dass etliche Abgeordnete als Delegierte des SPD-Vereinigungsparteitages im ICC die Wahl von Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine versäumen. 56 Abgeordnete gelten anhand der Stasi-Zentralkartei als Stasi-Mitarbeiter. Nach dramatischen Kontroversen verliest Vizepräsident Wolfgang Ullmann schließlich die 56 Namen in nichtöffentlicher Sitzung. Bauminister Axel Viehweger tritt zurück, bestreitet aber jede Verstrickung. Gemäß Einigungsvertrag wird auf Vorschlag von Ministerpräsident Lothar de Maizière der Beauftragte für die Stasi-Unterlagen gewählt – der Bürgerrechtler und Abgeordnete Joachim Gauck. Gru

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