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Berlin: Berliner Chronik: 31. Oktober 1975

Durch den Morgennebel zwischen Krumme Lanke und Schlachtensee dringt das dünne Schmettern von Waldhörnern. Männer in grünen Lodenmänteln mit Bundhosen und Jägerhüten schieben Schrotpatronen in ihre Flinten.

Durch den Morgennebel zwischen Krumme Lanke und Schlachtensee dringt das dünne Schmettern von Waldhörnern. Männer in grünen Lodenmänteln mit Bundhosen und Jägerhüten schieben Schrotpatronen in ihre Flinten. Man hört das Knacken, mit dem gespannt wird, während die Blicke der fünf amerikanischen Jäger und der sechs deutschen Förster sich auf die Schonung richten, durch die hindurch eine Kette von Treibern das Wild auf sie zu drücken wird. Das Scheppern von Klappern, der dumpfe Ton von Stöcken, die gegen Baumstämme geschlagen werden, mischt sich beim Näherkommen der unsichtbaren Lärmkette mit den Schreien der "Flügelmänner". Sie haben dafür zu sorgen, daß die dreißig Männer aus Anatolien und Berlin in gerader Linie vorgehen, damit das Wild nicht zwischen ihnen nach hinten durchbricht. Die ersten Schüsse krachen. Zwischen den Zweigen der Schonung werden die Treiber sichtbar. "Hahn in Ruh" blasen die Förster die Jagd ab. Ein Schuß hinkt noch hinterher - streng verpönt nach dem Abblasen und löst ironische Kommentare aus. "Da hat wohl einer in Notwehr geschossen." Nach Plan, der exakt auf einem Blatt Papier festgehalten ist, wird nach diesem Muster eine Schonung nach der anderen zwischen den beiden Grunewaldseen und der Avus durchkämmt - das Revier Dachsberg.

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