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Berlin: Berliner Chronik: 5. November 1975

"So weit wir wissen", sagte uns der Bonner Botschaftssprecher der Volksrepublik China, "ist das Haus am Kurfürstendamm 218 jedenfalls von unserer Seite unbewohnt". Zuletzt waren es vor einem halben Dutzend Jahren deutsche Maoisten, die die inzwischen geklärten Eigentumsverhältnisse um dieses Haus zu Gunsten des Vorsitzenden Mao beeinflussen wollten, dabei aber anläßlich einer Hausbesetzung zum Weihnachtsfest von den deutschen Bewohnern eine gehörige Tracht Prügel bezogen und verjagt wurden.

"So weit wir wissen", sagte uns der Bonner Botschaftssprecher der Volksrepublik China, "ist das Haus am Kurfürstendamm 218 jedenfalls von unserer Seite unbewohnt". Zuletzt waren es vor einem halben Dutzend Jahren deutsche Maoisten, die die inzwischen geklärten Eigentumsverhältnisse um dieses Haus zu Gunsten des Vorsitzenden Mao beeinflussen wollten, dabei aber anläßlich einer Hausbesetzung zum Weihnachtsfest von den deutschen Bewohnern eine gehörige Tracht Prügel bezogen und verjagt wurden. In der Bonner Botschaft sagte der Sprecher auf unsere Anfrage hin bescheiden, man habe das Haus am Berliner City-Boulevard "noch nicht übernommen", doch im Rathaus Schöneberg weiß man offenbar mehr: Rot-China ist Eigner seit den diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik, und auf diese Verhältnisse hätten sich Insel-China und Mao-Reich einvernehmlich geeinigt. Daß es noch keinen chinesischen Generalkonsul in Berlin-West gebe, heißt es in Schöneberg, läge an der chinesischen Abneigung, sich bei den Berliner Alliierten zu akkreditieren. Ein entsprechendes Gesuch ist dort - wie die Amerikaner sagten - auch noch nicht eingetroffen. Im bezirklichen Kataster und im Grundbuch des Amtsgerichts Charlottenburg steht als Eigentümer seit 1902 noch immer das "Chinesische Reich".

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