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FDP-Mitglieder putzen am Aktionstag "Saubere Sache" den Görlitzer Park.

© dpa

Berliner FDP bei der "Sauberen Sache": Für die Gelbe Tonne?

Die Berliner FDP versucht, sich selbst zu erneuern. Dafür putzen Liberale sogar im Görlitzer Park.

Ganz sachlich zählt Alexandra Thein die Fundstücke des liberalen Reinemachkommandos auf. Die FDP-Landesvorsitzende und ein Dutzend Parteifreunde machen bei der Aktion „Saubere Sache“ mit – wie auch andere Berliner Politiker, Stadtentwicklungssenator und SPD-Bürgermeister-Kandidat Michael Müller etwa und Abgeordnete der Grünen. Die FDP-Politiker haben sich einen Teil des Görlitzer Parks in Kreuzberg vorgenommen, den Abschnitt zwischen „Pammukkale-Brunnenruine“ (so die Einladung) und dem Café Edelweiss. Mittags sind reihenweise Müllsäcke gefüllt, darin – so die Berliner FDP-Chefin – die Party-Berlin-Rückstände wie Dosen, Flaschen, Zigarettenkippen in Mengen, aber auch alte Batterien, Telefon-Akkus, Präservative, eine Tube mit Gleitcreme und „eine halbe tote Ratte“. Einen gefundenen Kfz-Schein bewahren die FDPler gesondert auf.

Dass Thein und auch die ehemalige Abgeordnete und Bildungspolitikerin Mieke Senftleben ausgerechnet im Görlitzer Park arbeiten, hat mit der vorübergehenden Unsichtbarkeit der FDP zu tun. Senftleben hat in den Jahren zuvor in ihrer Heimat Frohnau die „Saubere Sache“ gefördert. Der Görli aber macht polit-symbolisch mehr her, und Aufmerksamkeit können die Liberalen gebrauchen.

Thein betrachtet den Görlitzer Park als verwahrlosten Ort

Thein gehört zur Fraktion derer, die den Park nicht als entspannte Party-Location und begrünten Cannabis-Markt ansehen, sondern als verwahrlosten Ort. Sie kenne Frauen, die den Park nicht mehr beträten, sagt sie, für Familien mit kleinen Kindern seien die Wiesen nicht zu gebrauchen, in die viele Kronkorken eingetreten sind.

Die öffentlichkeitswirksame FDP-Aktion soll zeigen, dass sich die Liberalen verändern. Derzeit unterzieht sich die Partei nicht nur in Berlin, abseits der Öffentlichkeit, einer Art Kur zur Neuerfindung. Der Rauswurf aus dem Bundestag, dem EU- Parlament und diversen Landesparlamenten hat die Liberalen zu einer Polit-Therapie nachgerade gezwungen – und die läuft.

Sogenannte Leitbild-Botschafter – für Berlin ist das Mieke Senftleben – sollen mit der Basis über das Weichbild der FDP sowie über Themen sprechen, über den Auftritt und die Kommunikation politischer Ziele. Die FDP, so sagt es Alexandra Thein, wolle mutig, empathisch, lösungsorientiert wirken. Chancengerechtigkeit, Bildung, Stadtentwicklung wollen die Parteichefin und ihre Mitstreiter in Berlin thematisieren – wenn sie denn gefragt werden. „Wir sind wirklich im Aufbruch“, findet Thein. Die Mitgliedschaft etwa entwickele sich „ganz normal“, Austritte und Neueintritte hielten sich die Waage, knapp 2800 Liberale zählt Berlins Landesverband.

Sonntag drücken die Liberalen die Daumen

An diesem Sonntag werden die Liberalen wieder besonders fest an die Zukunft des Liberalismus glauben müssen: In Brandenburg und Thüringen könnte die FDP scheitern. Dass ausgerechnet die AfD die Nachfolge antritt, sieht Thein nicht. Die „Partei der Uralt-Männer“ schreckt sie nicht. Die FDP habe viele Wähler an die CDU verloren, und viele Anhänger seien Nichtwähler geworden. Die Berliner Liberalen sparen schon für die Wahlkampf 2016.

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