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Berliner Hauptbahnhof: Der Ärger für die Bahn nimmt zu

Nachdem die Bahn innerhalb von vier Tagen den Berliner Hauptbahnhof zweimal schließen musste, wächst der Druck auf das Unternehmen. In der Kritik steht vor allem das Krisenmanagement der Bahn.

Berlin - Die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus und die CDU forderten die Öffnung des Bahnhofs Zoo für den Fernverkehr. Die Grünen-Bundestagsfraktion und der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierten das Krisenmanagement der Bahn als unprofessionell. Ein Bahnsprecher äußerte unterdessen Verständnis für verärgerte Bahn-Kunden.

Der Regionalsprecher der Bahn, Burkhard Ahlert, wies die Forderungen von Grünen und CDU nach Öffnung des Bahnhofs Zoo für ICE-Züge zurück. "Das macht verkehrstechnisch und logistisch keinen Sinn", sagte Ahlert. Bei einer Sperrung der überirdischen Ost-West-Verbindung am Hauptbahnhof müssten die den Bahnhof Zoo anfahrenden Fernzüge wieder zurücksetzen. Das bringe nichts, sagte Ahlert.

Berlins Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig kündigte angesichts der zwischenzeitlichen Schließungen des Hauptbahnhofs an, die Forderung nach Öffnung des Bahnhofs Zoo für den Fernverkehr wieder auf die Tagesordnung des Parlaments zu setzen. Für CDU-Landeschef Ingo Schmitt "ist klar geworden, dass wenigstens in solchen Krisensituationen der Bahnhof Zoo zukünftig wieder geöffnet werden muss". Schmitt kritisierte die "dauernde Ignoranz" von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn.

Stahlträger werden angeschweißt

Nach Angaben des Bahnsprechers werden die Schweißarbeiten zur Sicherung der rund 100 Stahlträger an der Außenfassade des Hauptbahnhofs spätestens am Freitag abgeschlossen sein. Bis dahin werde die Stadtbahntrasse am Hauptbahnhof bei Windgeschwindigkeiten ab Stärke neun aus Sicherheitsgründen gesperrt. Nach der Verschweißung der Stahlträger werde dies nicht mehr notwendig sein.

Einer der zwei Tonnen schweren Stahlträger war am Donnerstagabend während des Orkans "Kyrill" aus einer Höhe von 40 Metern aus der Fassade auf eine Treppe neben dem Haupteingang gestürzt. Der Bahnhof wurde daraufhin bis Freitagmittag geschlossen. Am Sonntag wurde der Bahnhof erneut wegen starker Sturmböen für einige Stunden gesperrt. Nur die unterirdische Nord-Süd-Verbindung konnte weiter genutzt werden. Die Bahnkunden auf dieser Ebene hätten den U-Bahn-Ausgang zur Invalidenstraße nutzen können, sagte Ahlert.

Schlechte Informationspolitik der Bahn

Viele von der Evakuierung betroffenen Reisenden beschwerten sich über schlechte Informationen der Bahn. Ahlert zeigte Verständnis für die verärgerten Kunden. "Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Bahnhofssperrung mit sehr vielen Unannehmlichkeiten verbunden war." Aber die Sicherheit der Fahrgäste und der Bahnhofsbeschäftigten habe absoluten Vorrang gehabt. Während der fünfstündigen Sperrung der Stadtbahn am Sonntag habe die Bahn 170 Züge umleiten müssen, sagte der Bahnsprecher.

Der baupolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Peter Hettlich, bezeichnete das Krisenmanagement der Bahn als unprofessionell. Das Chaos, dem die Kunden am Sonntag ausgesetzt gewesen seien, zeige erneut, dass die Bahn Krisensituationen nicht gewachsen sei. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte das Informationsmanagement der Bahn als "völlig unzureichend". Durch fehlendes Störungsmanagement seien Reisende nach dem Orkan "Kyrill" vielerorts mit einer "total chaotischen Situation" konfrontiert worden, sagte Hartmut Buyken vom Fahrgastverband. Die von der Bahn eingerichtete Hotline sei völlig unzureichend und meist überlastet gewesen. (tso/ddp)

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