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Klare Zeichen: Die Kampagne gegen Übergriffe im U-Bahn-Fernsehen.

© promo

Berliner Kampagne gegen sexuelle Übergriffe: BVG zeigt in der U-Bahn "Nein heißt nein"-Film

Erst Postkarten, jetzt ein Video: Die Berliner BVG zeigt in ihrem U-Bahn-Fernsehen ab sofort einen 39-sekündigen Spot im Kampf gegen sexuelle Gewalt.

Von Fatina Keilani

Fast 80.000 Postkarten sind seit Dezember im Rahmen der Kampagne „Nein heißt nein“ verteilt worden, gestern kam ein weiteres Instrument im Kampf gegen sexuelle Gewalt hinzu: Ab sofort zeigt die BVG in ihrem U-Bahn-Fernsehen „Berliner Fenster“ einen 39-sekündigen Spot zum Thema. „Es ist so was von überflüssig, so etwas machen zu müssen, und doch genauso nötig“, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta bei der Vorstellung des Videos im U-Bahnhof Alexanderplatz. Täglich seien drei Millionen Fahrgäste mit der BVG unterwegs, davon anderthalb Millionen in der U-Bahn, sagte Nikutta. Sie alle könne der Film erreichen.

„Viele Frauen sind von sexuellen Übergriffen betroffen, und sie sollen wissen, dass das Gesetz auf ihrer Seite ist“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD). „Männer müssen respektieren, wenn eine Frau Nein sagt, und vielen Frauen muss man erst mal klarmachen, dass sie dieses Recht überhaupt haben.“ Der kurze Film zeigt ineinander übergehend verschiedenste Frauentypen, denen sich entsprechend verschiedenste Männertypen nähern, und dazu erscheint Text wie „egal wie spät … egal wie kurz der Rock … egal wer und wo: Nein heißt nein. Das ist jetzt Gesetz.“

Video greift Änderung des Strafgesetzbuches auf

Konkret ist damit die jüngste Änderung des Strafgesetzbuches gemeint, die am 10. November 2016 in Kraft trat. Seitdem sind auch sexuelle Handlungen strafbar, die gegen den erkennbaren Willen des Opfers begangen wurden, auch wenn keine körperliche Gewalt angedroht oder ausgeübt wurde – also etwa wenn eine Frau sexuelle Handlungen gegen ihren Willen erduldet, weil sie Angst hat, dass der Mann ihr sonst Schlimmeres antut. Auch das Ausnutzen eines Überraschungsmoments ist strafbar. Im Grunde schwebt über jeglichem Sex, der nicht einvernehmlich stattfindet, seither die Strafandrohung. Auch sexuelle Belästigung ist strafbar. Die Neuerung ist auch eine Folge der Silvesternacht von Köln, in der aus einer Gruppe heraus Frauen begrapscht und sexuell belästigt wurden.

Opfern sexualisierter Gewalt oder Belästigung bietet das Krisenzentrum Lara Unterstützung an. „Wir haben den Film gemacht, weil es uns wichtig ist, das neue Sexualstrafrecht bekannt zu machen und eine Bewusstseinsveränderung zu erreichen“, sagt Koordinatorin Friederike Strack. 2400 Beratungen gab es bei Lara im Jahr 2016. Wer nicht U-Bahn fährt, kann den Film unter nein-heisst-nein-berlin.de sehen.

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