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Berlin: Berliner Kita-Kinder leben gefährlich

Die Unfallzahlen liegen über dem Bundesdurchschnitt. An Schulen gibt es mehr als 5000 Verletzungen pro Jahr

Berlin - An Schulen mit gutem Klima lernen Kinder nicht nur angenehmer, sondern leben auch sicherer. Das ergibt sich aus einem Bericht der Gesundheitsverwaltung zum Unfallgeschehen bei Kindern und Jugendlichen. „Erleben die Lehrkräfte sich als subjektiv belastet und zugleich hilflos der Situation an der Schule ausgeliefert, steigen Gewalt und Unfallzahlen ihrer Schülerinnen“, heißt es darin. Nach Auskunft der Berliner Unfallkasse wurde dieser Zusammenhang bei Untersuchungen mit der Humboldt- Uni herausgefunden, etwa durch Befragungen an statistisch auffälligen Schulen.

Die landeseigene Unfallkasse hat das Zahlenmaterial zugeliefert, auf dem die in dieser Form neue Auswertung beruht. Sie zeigt, dass in Berlin mehr Unfälle geschehen als im Bundesdurchschnitt, nämlich 140 gegenüber 107 pro 1000 Schüler und Jahr. Mit anderen Worten: Während in Berlin pro Jahr etwa jedes siebte Schulkind einen Unfall erleidet, ist es bundesweit nur knapp jedes neunte. Rund zehn Prozent der Schulunfälle in Berlin – mehr als 5000 pro Jahr – wurden mehr oder minder absichtlich verursacht. Wer die Lehrer als Autorität erlebt und im Unterricht Erfolg hat, fängt in der Pause weniger Rempeleien an, lautet ein Fazit der Experten. „Den oft vermuteten Zusammenhang mit der Sozialstruktur gibt es dagegen eher nicht“, heißt es. Gewalttaten, die der Unfallkasse gemeldet werden, sind an Hauptschulen etwa viermal häufiger als an Gymnasien. Dort wiederum gilt der Sport als Risikofaktor: Gerade bei schnellen Ballspielen verletzten sich Schüler oft auch relativ schwer.

Die Zahl der Unfälle sank zwischen den Vergleichsjahren 1995 und 2006 an allen Schultypen – von insgesamt 335 auf 239 pro Tag. Dagegen sind die Unfallzahlen an den Berliner Kitas nicht nur gleichbleibend hoch, sondern liegen auch weit über dem Bundesdurchschnitt: Während im Jahr 2006 deutschlandweit 61 von 1000 Kita-Kindern einen Unfall hatten, waren es in Berlin 90. Das meiste passiert beim Laufen. Absichtliche Verletzungen durch andere Kinder und Einklemmen an Türen machen jeweils sieben Prozent aus.

Warum die Berliner Zahlen über den bundesweiten liegen, ist nur teilweise geklärt. Sabine Hermann, die beim Senat die Arbeitsgruppe Gesundheitsberichterstattung leitet, sieht den Trend zu Ganztagsschulen als einen Grund: Wo Kinder länger bleiben, passiert auch mehr. Ferner würden in den östlichen Bezirken traditionell auch kleinere Vorfälle gemeldet. Deshalb gilt der Rekordhalter Marzahn-Hellersdorf mit 223 Unfällen pro 1000 Schüler auch eher als Vorbild denn als Problem, weil wegen der vielen Meldungen auch die Abhilfe leichter sei.

Relativ gut steht Berlin bei der Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle mit Kindern da – auch im Vergleich zum Stadtstaat Hamburg. Traurige Ausnahme sind die jährlich meist ein bis zwei Unglücke, bei denen radelnde Kinder von rechts abbiegenden Lastwagen überfahren werden.

Generell leben Jungen gefährlicher als Mädchen. Bei den unter 15-Jährigen, die stationär ins Krankenhaus mussten, betrug ihr Anteil 59 Prozent, bei den 15- bis 19-Jährigen sogar 66 Prozent. Andere Details, wie etwa der Anteil der Migranten am Unfallgeschehen, sind statistisch bisher nicht erfasst.

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