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Berliner Kliniken: Erneut wird ein Patient vermisst

Zum dritten Mal in dieser Woche wird in einer Berliner Klinik ein Patient vermisst, diesmal im Jüdischen Krankenhaus. Gestern war ein Patient im Vivantes- Klinikum tot aufgefunden worden. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Berlin - Seit gestern wird ein hilfloser Patient im Jüdischen Krankenhaus in Mitte vermisst. Die Suche der Polizei nach dem 46-Jährigen aus Tiergarten blieb bislang erfolglos. Der hilflose Mann war am Donnerstagabend stark alkoholisiert in die Rettungsstelle in der Heinz-Galinski-Straße eingeliefert worden, wie ein Polizeisprecher am Freitag sagte. Gegen 22.00 Uhr meldete ihn eine Klinik-Mitarbeiterin als vermisst. Dem 46-Jährigen war im Krankenhaus eine Braunüle eingesetzt worden, über die dem Körper von außen Flüssigkeit zugeführt werden kann. Werde sie nicht fachgerecht entfernt, könne dies schwerwiegende Folgen für den Mann haben, sagte der Polizeisprecher.

Ebenfalls am Donnerstag war ein 63-jähriger demenzkranker Patient sechs Tage nach seinem spurlosen Verschwinden in einem Heizungsraum des Vivantes-Klinikums Neukölln tot aufgefunden worden. Bereits 2002 war dort nach mehreren Tagen ein 86-jähriger Patient tot im Keller entdeckt worden.

Nur durch Zufall wurde vor einigen Tagen ein 68-jähriger Rollstuhlfahrer, der rund 80 Stunden in einem defekten Fahrstuhl des Benjamin-Franklin-Klinikums ausharren musste, gefunden und gerettet. Außerdem starb nach Presseberichten in einem Pflegeheim in Friedrichshain am vergangenen Samstag ein 79-jähriger Rentner nach Verbrühungen durch ein zu heißes Bad. Alle drei Fälle würden von der Staatsanwaltschaft untersucht, sagte Sprecher Michael Grunwald. Bei dem 63-Jährigen und 79-Jährigen sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Die Vermisstenfälle lösten unterdessen eine Debatte um die Sicherheit in den Kliniken aus. Was in der Hauptstadt geschehen sei, sei "kein Einzelfall", sondern könne in fast jedem größeren Krankenhaus passieren, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP), Wolfgang Candidus. Er führte dies vor allem auf den "massiven Personalabbau" in den vergangenen Jahren zurück. Ärzte, Schwestern und Pfleger seien dadurch überlastet.

Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei.PDS) forderte von den Kliniken "umgehende und umfassende Aufklärung". Die Krankenhausaufsicht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales verlange Stellungnahmen, sagte sie. Die Charité wollte am Freitag öffentlich zu den Vorgängen Auskunft geben.

Nach Darstellung der Senatorin sind "tragischen Einzelfälle" nie ganz auszuschließen. Ein Krankenhaus könne "nicht wie ein Gefängnis" gesichert werden. Dagegen warf die Opposition dem Senat vor, dass dessen Sparpolitik zu Lasten der Patienten gehe. Auch Gesundheitspolitiker der rot-roten Koalition forderten mehr Sicherheit in den Kliniken. (tso/ddp)

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