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Berliner Krankenhäuser: Weiterer Patient spurlos verschwunden

In Berlin ist innerhalb weniger Tage der zweite Fall eines in einem Krankenhaus vermissten Patienten bekannt geworden. Der 63-Jährige ist seit sechs Tagen aus dem Krankenhaus Neukölln verschwunden.

Berlin - Der Mann wird nach Angaben des Krankenhausunternehmens Vivantes seit Freitagmorgen vermisst. Ehefrau und Polizei seien sofort verständigt worden. Ein Polizeisprecher bestätigte am Donnerstag den Eingang einer Vermisstenanzeige. Bisher ist die Suche nach dem dementen, zuckerkranken Mann, der einen Herzschrittmacher trägt, erfolglos geblieben.

Den Angaben zufolge hat die Familie des 63-Jährigen das Krankenhaus nicht über die Demenz des Patienten informiert. Er sei wegen des Verdachts auf Herzinfarkt eingeliefert worden und in der zweiten Nacht verschwunden. Auf dem Krankenhausgelände werde weiter nach dem Mann gesucht. Die Polizei hat nach Angaben eines Sprechers keine Anhaltspunkte dafür, dass der Mann das weiträumige Klinikareal verlassen hat. Dennoch werden auch Aufenthaltsorte außerhalb in Betracht gezogen. Freude und Bekannte des Mannes seien von Beamten nach möglichen Anlaufpunkten befragt worden.

Vivantes-Sprecher Uwe Dolderer bezeichnete den Fall als bedauerlich. Es sei eine Ausnahme, dass ein Kranker spurlos verschwinde: "Wir achten sehr auf unsere Patienten". Stationen könnten aber nicht einfach geschlossen werden. Da es sich bei Patienten um mündige Bürger handele, dürften diese sich frei im Krankenhaus bewegen, sofern ihr Gesundheitszustand es zulasse.

Polizei räumt Fehler bei Franklin-Klinikum ein

Im Fall des 68-jährigen Rollstuhlfahrers, der mehr als drei Tage unbemerkt in einem Aufzug des Benjamin-Franklin-Klinikums festgesteckt hatte, räumte die Polizei bereits Fehler ein. Der Einsatz werde sorgfältig nachbereitet, sagte ein Sprecher. Nach den vorliegenden Erkenntnissen seien die Durchsuchungsmaßnahmen im Zusammenwirken mit dem Sicherheitspersonal der Klinik zu spät und offenbar auch nicht gründlich genug durchgeführt worden.

Der 68-Jährige hatte sich am Freitagnachmittag wegen einer Augenbehandlung in der Klinik aufgehalten, als er dort im Aufzug stecken blieb. Suchaktionen blieben erfolglos. Erst am Montagabend wurde der Mann zufällig gefunden. Er liegt immer noch im Krankenhaus. Die Charité will bis Freitag einen internen Bericht zu dem Fall erstellen.

Alarmknöpfe reichen häufig nicht

Die Berliner Patientenbeauftragte Karin Stötzner sagte, solche Vorfälle könnten nie ganz ausgeschlossen werden. Bei dem 68-Jährigen habe sich gezeigt, dass es nicht ausreiche, funktionsfähige Alarmknöpfe in den Fahrstühlen zu haben. Das Qualitätsmanagement jeder Klinik sollte daher einführen, dass alle Aufzüge abends heruntergefahren und kontrolliert werden. Auf den Stationen müsse in regelmäßigen Abständen nach den Patienten gesehen werden. Zudem sollte es an Eingängen von Krankenhäusern und den Stationen eine erhöhte Aufmerksamkeit geben.

Generell müssten sich alle Krankenhäuser wegen der demografischen Entwicklung zunehmend auf die Behandlung alter und sehr alter Menschen einstellen, betonte Stötzner. Dazu werde geschultes Personal benötigt. Die Kliniken müssten dem besonderen Qualifizierungsbedarf für den Umgang mit Patienten, die an Alterserkrankungen wie Demenz litten, nachkommen. Bewohner von Alters- und Pflegeheimen müssten häufig wegen akuten Erkrankungen auf "normalen" Krankenhausstationen behandelt werden.

Die Pflegedienstleiterin der DRK Kliniken Köpenick, Annemarie Trabitzsch, unterstrich hingegen, die Krankenhäuser könnten es personell nicht leisten, verwirrte Patienten 24 Stunden am Tag im Auge zu behalten. "Man kann sein Bestes tun, aber so etwas kann immer passieren". Die Frage sei, wie dann gesucht werde. Jede Klinik sollte wissen, wo es versteckte Bereiche gebe, die überprüft werden müssen. (Von Claudia Pietsch und Claudia Stäuble, ddp)

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