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Berlin: Berliner Landgericht: Lebenslange Strafe im Prozess um Mord ohne Leiche

Der Immobilienmakler Andreas W. hat seinen Geschäftspartner Helmut Woitke aus Habgier ermordet.

Der Immobilienmakler Andreas W. hat seinen Geschäftspartner Helmut Woitke aus Habgier ermordet. Zu dieser Überzeugung kam gestern das Berliner Landgericht. Der 44-jährige W. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Gleichzeitig stellten die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist ein Haftende nach 15 Jahren ausgeschlossen. Der hochverschuldete Angeklagte habe mit dem Geld des vermögenden Opfers Löcher stopfen wollen und etwa eine Million Mark von dessen Konten abgeräumt, hieß es im Urteil. Von dem 57-jährigen Opfer fehlt bis heute jede Spur.

Neun Monate war das Verschwinden des zurückgezogen lebenden Buchdruckers aus Spandau unbemerkt geblieben. Erst im Sommer vergangenen Jahres meldete sich ein entfernter Verwandter bei der Polizei. Die Beamten öffneten die Wohnung. Schränke waren durchwühlt, es fehlten persönliche Dokumente, auf dem Boden und an den Wänden waren Blutspritzer erkennbar. Die Ermittlunge führten zu Makler W., der für Woitke ein Haus samt Grundstück verkauft hatte. Der Buchdrucker hatte die Immobilie geerbt und galt als vermögend.

Der Makler W. hatte sich im Prozeß nicht geäußert. Bei ihm wurde keine Tatwaffe gefunden, keine Zeugen hatten das Verbrechen beobachtet oder aus der Wohnung des Opfers verdächtige Geräusche gehört. Woitke sei im September 1999 "etwas Schlimmes" in seiner Wohnung passiert, meinten die Richter jetzt. Zahlreiche Indizien ließen keinen Zweifel an der Täterschaft von W.. So sei ein Fingerabdruck des Angeklagten auf einem Überweisungsformular Woitkes gefunden worden, das erst nach dem Verschwinden des Opfers ausgefüllt wurde.

Andreas W. hatte nach Zeugenaussagen mit dem Ausweis des Opfers auch ein Girokonto eröffnet und sich darauf das Anlagevermögen von Woitke überweisen lassen. Auf einem angeblich von Woitke aus Südafrika geschickten Brief wurden Speichelspuren von W. gefunden. Die Verteidiger-Version, wonach Woitke in Südafrika lebe, hielten die Richter für vollkommen abwegig.

Kerstin Gehrke

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