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Berlin: Berliner Luxushotels: In der Fünf-Sterne-Liga wird die Luft dünner

Die Manager der Berliner Luxushotels tragen weiter Sorgenfalten zur Schau: Das erste Quartal des laufenden Jahres hat die Hoffnung auf weitere Umsatzsteigerungen offenbar meist nicht erfüllt. "Den Boom, von dem so viel die Rede ist, kann ich nicht erkennen", sagt Stefan Simkovics, der Direktor des Four-Seasons-Hotels am Gendarmenmarkt.

Die Manager der Berliner Luxushotels tragen weiter Sorgenfalten zur Schau: Das erste Quartal des laufenden Jahres hat die Hoffnung auf weitere Umsatzsteigerungen offenbar meist nicht erfüllt. "Den Boom, von dem so viel die Rede ist, kann ich nicht erkennen", sagt Stefan Simkovics, der Direktor des Four-Seasons-Hotels am Gendarmenmarkt. Aus Gesprächen mit Kollegen hat er den Eindruck gewonnen, dass die Zahlen für die ersten drei Monate fünf bis zehn Prozent unter dem - hohen - Niveau des Vorjahres liegen. Das Four Seasons allerdings habe angesichts einer leichten Steigerung keinen Grund zur Klage.

Während die meisten Berliner Hotelmanager aber ihre Zahlen generell streng unter Verschluss halten, räumt Ritz-Carlton-Sprecherin Marion Schumacher für ihr Haus einen Rückgang in der von Simkovics genannten Höhe ein, betont aber andererseits die günstigen Perspektiven für die kommenden Monate; Mai und Juni sind in Berlin traditionell die besten Monate. Zu den möglichen Gründen für den Rückgang sagte sie, im laufenden Jahr sei beispielsweise der Presseball bei den Übernachtungen hinter die Erwartungen zurückgefallen, weil viele Stammgäste nicht dort gewesen seien; die Autofirmen hätten eher in Amerika für die gleichzeitig stattfindende "Detroit Motor Show" gebucht. Weitere mögliche Gründe für die Zurückhaltung internationaler Gäste sieht die Branche in der weltweit schwierigen Wirtschafts- und Börsenlage, die die Reiselust nicht fördert und Budgets einengt.

Dennoch klagen längst nicht alle. Auf der Gewinnerseite sieht sich beispielsweise Karl Stiehle vom Palace-Hotel im Europa-Center. Er spricht vom "besten ersten Quartal seit Bestehen des Hotels" mit blendenden Umsätzen bei Logis und Gastronomie. Auch die Buchungssituation für die nächsten Monate sei wesentlich günstiger als im guten Jahr 2000, allerdings werde nicht mehr so langfristig disponiert: So gebe es anders als früher beispielsweise noch Betten für die Zeit der Funkausstellung. Stiehle äußert den Eindruck, dass sein Hotel mit einem Zimmerpreis von durchschnittlich knapp 300 Mark von der wirtschaftlichen Situation eher profitiere: "Oberhalb von 400 Mark wird die Luft sehr dünn." Das Problem der teuersten Hotels - der Fünf-Sterne-plus-Liga - liegt darin, dass sie ihre hohen Preise durch besondere Service-Qualität rechtfertigen müssen. Können sie dieses Versprechen nicht erfüllen, suchen sich die kostenbewussten Gäste gleichwertige Angebote einen Schritt weiter unten. Eine Folge, sagt Stiehle, liege darin, dass sich kaum noch ein Hotel auf seine Stammgäste verlassen könne.

Branchenkenner wissen, dass sich in Berlin zur Zeit nur Adlon und Ritz-Carlton über die 400-Mark-Grenze gestemmt haben. Vom Adlon hört man, dass der Höhenflug vorerst zu Ende sei; eine Stellungnahme war wegen Abwesenheit des Direktors Jean van Daalen nicht zu erhalten. Beim Durchschnittspreis folgt das Hyatt am Potsdamer Platz, das offenbar keinen Grund zur Klage hat und von Insidern vor allem wegen steigender Erlöse unter die Gewinner gerechnet wird. Sprecherin Anja Fischer: "Wir sind zufrieden, hatten in den letzten Monaten häufig eine Auslastung von nahezu hundert Prozent." Wo aber sind die anderen Verlierer? Man hört, dass vor allem die gehobene Vier-Sterne-Kategorie große Probleme habe und Einbußen von bis zu zehn Prozent im ersten Quartal verzeichne. Weiter unten im Economy-Bereich, wo durch weniger Personal deutlich günstigere Preise möglich sind, ist die wirtschaftliche Situation dagegen meist gut bis sehr gut.

Mit Prognosen für die weitere Entwicklung tun sich alle Experten schwer. Im laufenden Jahr kommt nur das Swissotel im Kudamm-Eck mit neuen Betten der Luxuskategorie auf den Markt. Stiehle sieht darin keine unmittelbare Konkurrenz, fürchtet aber generell, dass jeder neue Konkurrent den Hebel zunächst beim Preis ansetzt und damit den gesamten Markt gefährdet: "Die bieten dann fünf Sterne erst einmal zum Drei-Sterne-Preis."

Erst Anfang 2004 kommen die nächsten größeren Brocken, zwei Häuser eines Konzerns: Das Ritz-Carlton (Fünf Sterne plus) und das Marriott (vier Sterne) am Potsdamer Platz. Drohen spätestens dann Überkapazitäten? "Wir hätten das nicht gemacht, wenn wir uns nicht Erfolgschancen ausrechneten", sagt Sprecherin Marion Schumacher.

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