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Berliner Mauer: Experten: Zahl der Mauertoten kann nach unten korrigiert werden

Viele der totgeglaubten Maueropfer sind nach Recherchen der "Gedenkstätte Berliner Mauer" entgegen der früheren Annahmen noch am Leben.

Die Zahl der Toten an der Berliner Mauer und den innerdeutschen Grenzanlagen kann nach Expertenangaben nach unten korrigiert werden. "Bisher gingen wir von bis zu tausend Menschen aus, die von DDR-Grenzorganen erschossen oder auf andere Weise bei der Flucht umkamen. Tatsächlich wird sich die Zahl bei 600 bis 800 bewegen", sagte die Projektleiterin "Gedenkstätte Berliner Mauer", Maria Nooke, auf der 12. Tagung der Arbeitsgemeinschaft GrenzMuseen bei Duderstadt (Kreis Göttingen). "Wir gehen jetzt jeder Lebensgeschichte nach und stellen fest, dass viele der Totgeglaubten noch leben."

Zusammen mit dem Zentrum für zeitgeschichtliche Forschung Potsdam und ihrer Gedenkstätte sei festgestellt worden, dass allein von den 370 vermeintlichen Todesfällen von 1961 bis 1989 an der Berliner Mauer 158 angebliche Todesfälle "definitiv" ausgeschlossen werden könnten. 15 dieser Fälle bezeichnete Nooke als "unlösbar".

Auch die anderen rund 40 Grenzmuseen und Gedenkeinrichtungen entlang der ehemaligen DDR-Grenze bemühten sich um Aufklärung. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft, Robert Lebegern, sagte: "Die historische Dimension der Grenze und das Geschehen an der Grenze darf nicht unter die Räder kommen. Je weiter man von der Grenze weg geht, je geringer sind die Kenntnisse über das, was dort geschah".

Museen sprechen sich für Ausbau des "Grünen Bandes" aus

Die Museen bemühten sich jedoch durch das Heranführen von Schulklassen aus größeren Entfernungen, dieses Defizit auszugleichen. Das Interesse an den Museen sei sehr groß und die Besucherzahlen seien unterschiedlich, aber immer noch steigend, berichtete er. Das Museum in Duderstadt zähle jährlich etwa 70.000 Besucher.

Alle Museen entlang der Grenze erhofften sich einen beschleunigten Ausbau des "Grünen Bandes". Das würde dem Tourismus dienen und den Museen Besucher bescheren. Leider sei dieses "einzigartige Naturreservat" inzwischen in 1400 lose Einzelbiotope zerstückelt, bedauerte der Museumsgeschäftsführer in Duderstadt, Paul Schneegans. "Viele Politiker haben vollmundig den Schutz der gesamten ehemaligen Grenze in Aussicht gestellt und jetzt werden sogar Autobahnzubringerschleifen direkt auf die grünen Streifen gebaut." (mit dpa)

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