zum Hauptinhalt

Berlin: Berliner meldeten sich 1999, gegen den Trend im Bundesgebiet, wieder öfter krank - Steigerung vor allem bei der Betriebskrankenkasse des Landes

Berliner Arbeitnehmer haben sich 1999 wieder öfter krank gemeldet als im Vorjahr, nachdem es in den Jahren zuvor einen kontinuierlichen Rückgang der Krankmeldungen gegeben hatte. Sowohl bei einigen Ersatzkassen, der AOK und der Betriebskrankenkasse des Landes Berlin (BKK) stieg die Krankenstandsquote.

Berliner Arbeitnehmer haben sich 1999 wieder öfter krank gemeldet als im Vorjahr, nachdem es in den Jahren zuvor einen kontinuierlichen Rückgang der Krankmeldungen gegeben hatte. Sowohl bei einigen Ersatzkassen, der AOK und der Betriebskrankenkasse des Landes Berlin (BKK) stieg die Krankenstandsquote. Die Zuwächse fielen allerdings unterschiedlich aus. Am stärksten waren sie bei der BKK Berlin. Nach einer Mitteilung der Kasse stieg die Krankenstandsquote bei den 65 000 pflichtversicherten Mitgliedern um 1,4 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent. Diese Steigerung lag nach den Worten des BKK-Vorstands Jürgen Schulz deutlich über der im Bundesgebiet, wo die Quote mit rund 4,5 Prozent nahezu konstant blieb. Traditionell melden sich in Berlin, nicht nur im öffentlichen Dienst, wesentlich mehr Arbeitnehmer krank als im übrigen Land. Dieses Phänomen beobachten die Krankenkassen schon seit den zwanziger Jahren.

Im gesamten öffentlichen Dienst des Landes fiel die Steigerung nach Angaben der Innenverwaltung allerdings nicht ganz so hoch aus wie bei den BKK-Pflichtversicherten. Für alle Beschäftigten lag die Krankenquote im ersten Halbjahr bei 9,5 Prozent, verglichen mit 9 Prozent im Vorjahresdurchschnitt. An der Spitze lag die Gruppe der Arbeiter mit 12,6 Prozent, gefolgt von den Angestellten mit 8,6 Prozent und den Beamten mit 8,6 Prozent. Am wenigsten krank (3,1 Prozent) meldeten sich wie auch in den Vorjahren die Richter.

Nicht bestätigen können die Entwicklung die beiden großen öffentliche Betriebe, die Stadtreinigung (BSR) und die Verkehrsbetriebe (BVG). Dort blieb im vergangenen Jahr die Höhe des Krankenstands konstant: 7 Prozent bei der BVG und 7,5 Prozent bei der BSR. Beide Einrichtungen arbeiten seit Jahren daran, den einst extrem hohen Krankenstand zu senken, der beispielsweise bei der BVG im Jahr 1993 bei 13,4 Prozent lag.

Nur eine leichte Steigerung beim Krankenstand in Höhe von 0,2 Prozentpunkten gibt es bei der Techniker Krankenkasse. Und auch bei der AOK fällt die Zunahme deutlich niedriger aus als bei der BKK, sie liegt bei 0,32 Prozentpunkten. Damit gibt es bei der Berliner AOK eine Krankenquote von 5,57 Prozent.

Über die Ursachen der vermehrten Krankmeldungen gibt es bisher lediglich Spekulationen. Als eine Ursache nennen die Krankenkassen das seit dem vergangenen Jahr wieder geltende Gesetz zur die vollen Lohnfortzahlung vom ersten Krankheitstag an. Die rot-grüne Koalition hatte ein entsprechendes Gesetz der Kohl-Regierung wieder rückgängig gemacht. Für den DGB Berlin-Brandenburg wies Safter Cinar darauf hin, dass in den Vorjahren die Krankmeldungen nur zurückgegangen seien, weil die Menschen auf Grund der Massenarbeitslosigkeit vielfach Angst um ihren Arbeitsplatz hatten und deswegen trotz Erkrankungen arbeiten gingen. "Wir haben nie geglaubt, dass die Menschen gesünder geworden sind", sagte Cinar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false