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Berlin: Berliner Mode – bald auch aus Schwerin

Eva Mücke steht in der Aula der Kunsthochschule Weißensee zwischen bunten, hochhackigen Schuhen, mehreren Kleiderstangen voller exzentrischer Outfits und langbeinigen jungen Damen. Sie sucht Kleider heraus, sie bereitet eine Modenschau vor.

Von Susanna Nieder

Eva Mücke steht in der Aula der Kunsthochschule Weißensee zwischen bunten, hochhackigen Schuhen, mehreren Kleiderstangen voller exzentrischer Outfits und langbeinigen jungen Damen. Sie sucht Kleider heraus, sie bereitet eine Modenschau vor. Wie schon so oft in ihrem langen Berufsleben.

Gut 20 Jahre hat Eva Mücke an der Kunsthochschule Weißensee, wo sie auch selbst studierte, Modedesigner ausgebildet – erst als Assistentin, dann als Dozentin und seit 1993 als Professorin. Jetzt wartet die nächste Aufgabe: Für die private Grafik+Design-Schule in Schwerin baut sie eine Modeklasse auf. „Ich arbeite unheimlich gern mit jungen Leuten“, sagt Eva Mücke. „Herauszukitzeln, was möglich ist – das ist meine Welt.“

Angefangen hat sie bei „Exquisit“, dem Vorzeigebetrieb der DDR-Mode.Wer denkt, in der DDR habe es modemäßig nur graues Einerlei gegeben, der irrt. „Exquisit“ entwickelte zum Teil ausgezeichnetes Design – es war die Ausführung, an der alles scheiterte.

Als das Angebot aus Schwerin kam, war Eva Mücke bereits emeritiert. Sie hat nicht Nein gesagt. „Den Geist von Weißensee nach Schwerin zu tragen, dazu stehe ich voll und ganz“, sagt sie. Sie hat einige ehemalige Studenten in die Planung einbezogen. „Wenn der erste Jahrgang abgeschlossen hat, kann ich mich zurückziehen", sagt Eva Mücke. Hauptmitstreiterin ist Claudia Damm, Eva Mückes Tochter. Den runden Babybauch in leuchtendes Pink und Orange gehüllt, ist die bei der Generalprobe in der Aula gerade vor allem mit Organisieren beschäftigt.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden funktioniert gut. Claudia Damm, die als Kostümbildnerin unter anderem an der Dresdner Semper-Oper gearbeitet hat, sagt, sie habe die Mode von Haus aus „mit Löffeln gefressen“. Auch ihr Vater, Klaus Mücke, war Designer am Modeinstitut der DDR. Und den „Geist von Weißensee“, die Leidenschaft für gutes Design, können sie und die Kollegen aus ihrer Generation sicher ebenso gut vermitteln wie Eva Mücke – gelernt ist gelernt.

In ein paar Punkten wird sich Schwerin dann aber doch von Weißensee unterscheiden: Die Ausbildung ist mehr praktisch, weniger künstlerisch ausgerichtet, man lernt Schneiderhandwerk, Schnitttechnik und Gestaltung. Die Ausbildung dauert drei statt fünf Jahre, und bewerben können sich alle, die eine Mittlere Reife haben und eine Mappe vorlegen können. Im September beginnt die Ausbildung der ersten Klasse – oder Klassen, je nach Bewerberzahl.

Unter dem Titel „Ein Fest für die Sinne“ lädt die Grafik+Design-Schule am Pfingstsonnabend, dem 29. Mai, zur Modenschau ins Staatstheater Schwerin (Beginn 20 Uhr, Alter Garten 2, 19055 Schwerin, Telefonnummer: 0385/53 00 - 0).

Gezeigt werden 80 bis 100 Outfits von Studentinnen und Diplomandinnen (darunter nur ein Mann), die Eva Mücke betreut hat. Wie opulent und exotisch es dabei zugehen wird, lassen Titel wie „Königinnen der Finsternis“ ahnen.

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