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Berlin: Berliner Nachtarbeiter: Karin Weippert, Tankstellenkassiererin

"Nachts würde ich eigentlich lieber schlafen", sagt Karin Weippert. Das geht nur leider nicht, denn ihre Schicht auf der Kreuzberger Tankstelle beginnt um 22 Uhr und endet um sechs Uhr morgens.

"Nachts würde ich eigentlich lieber schlafen", sagt Karin Weippert. Das geht nur leider nicht, denn ihre Schicht auf der Kreuzberger Tankstelle beginnt um 22 Uhr und endet um sechs Uhr morgens. Zeit, müde zu werden, hat die 48-Jährige nicht. "Bis ein Uhr ist hier ein ständiges Kommen und Gehen". Bier, Wein und Süßkram verkauft Karin Weipert, dazu Pizza, Brot und Butter. Wenn es dann ein wenig ruhiger wird, muss sie die Regale wieder auffüllen.

Pünktlich mit den ersten Zeitungen um halb zwei kommt dann auch der ältere Herr aus dem Haus gegenüber. Er kann nicht schlafen und holt sich bei ihr Lesestoff und ein paar freundliche Worte. "Nach dem kann ich die Uhr stellen", lacht die brünette Frau. Für ihre Kunden bleibt die Tür zum Verkaufsraum die ganze Nacht geöffnet. Sie müssen nicht, wie bei vielen anderen Tankstellen, ihre Wünsche durch eine Sprechanlage äußern. "Und toi, toi, toi: Ich habe noch keine schlechten Erfahrungen gemacht."

Manchmal kommen Alkoholiker vom Obdachlosenasyl gegenüber, die stehen dann "mit einem Flatterman" vor ihr. "Dann kann ich manchmal nicht anders und spendieren ihnen ein Bier, nur damit sie aufhören zu Zittern." Den Stammkunden, die morgens vor der Arbeit ihre Zeitung kaufen, ruft sie schon mal aus Versehen "schönen Feierabend" hinterher. "Dieser Nachtrythmus kann einen ganz schön durcheinander bringen", entschuldigt sie sich dann.

Gut schlafen kann die gelernte Gärtnerin während ihrer Nachtschichtwochen nicht. "Fünf bis sechs Stunden mit heruntergelassenen Jalosien und Stöpseln in den Ohren, mehr ist nicht drin."

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