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Berliner Nahverkehr: Die S-Bahn spart – und fährt Millionen ein

Der Ertrag der S-Bahn ist offenbar weit höher als bisher angenommen. Trotz satter Gewinne kassiert die Bahn Millionen an Zuschüssen. Der Betrieb dementiert die Zahlen.

Die S-Bahn, die einen extremen Sparkurs fährt, macht Millionengewinne. Interne Planungen sehen nach Tagesspiegel-Informationen sogar vor, den Gewinn nach Zinsen im Jahr 2010 auf rund 125 Millionen Euro zu steigern. In jenem Jahr erhält die S-Bahn vom Senat 236,4 Millionen Euro als Betriebszuschuss; weitere 28,8 Millionen Euro steuert Brandenburg bei. Davon profitieren würde die Deutsche Bahn als Mutterkonzern, an den die S-Bahn ihre Gewinne abführen muss. S-Bahn-Geschäftsführer Tobias Heinemann dementierte diese Zahlen, ohne andere zu nennen. Die dem Tagesspiegel vorliegenden Zahlen der internen Planung seien aber „definitiv falsch“, sagte er pauschal.

Insider der S-Bahn bestätigten jedoch, dass die hohen prognostizierten Gewinnzahlen „in die richtige Richtung“ gehen. Sie werden im Konzern „streng vertraulich“ behandelt. Nach den vorliegenden Zahlen soll das Betriebsergebnis in diesem Jahr bei 41 Millionen Euro liegen. In den nächsten Jahren soll es weiter steigen – über 76 Millionen Euro und 98 Millionen Euro auf die genannten 125 Millionen Euro im Jahr 2010.

Auch im Senat heißt es, man wisse, dass die S-Bahn für den Konzern Gewinne einfährt. Über deren Höhe sei jedoch nichts bekannt. Die Bahn hat nur einmal einen Gewinn bei der S-Bahn publiziert; seit Jahren veröffentlicht sie aber keine Bilanzen ihrer Tochterunternehmen mehr. Erstellt wird nur eine Konzernbilanz, aus der nicht zu entnehmen ist, wie die Tochterunternehmen abschneiden. Und im Aufsichtsrat sitzen nur Mitarbeiter aus dem Bahnbereich und der Gewerkschaft. Externe Kontrolleure wie früher gibt es nicht mehr.

Der Senat hat 2004 mit der S-Bahn einen Verkehrsvertrag abgeschlossen, der bis 2017 gilt. Er regelt die von der S-Bahn zu erbringenden Leistungen und die Höhe der Betriebszuschüsse durch das Land. Dabei hatte der Senat eine Kürzung der Zuschüsse in Höhe von 320 Millionen Euro, bezogen auf die gesamte Laufzeit, durchgesetzt. Zu Leistungseinschränkungen kam es trotzdem nicht.

Die S-Bahn rief danach aber einen rigiden Sparkurs aus. Unter anderem strich sie etwa 800 Stellen, die meisten davon auf den Bahnhöfen, wo es keine Aufsichten mehr geben wird. Nur auf einigen ausgewählten Stationen gibt es auch in Zukunft weiter Personal.

Gespart hat die S-Bahn aber auch bei den Lokführern, deren Zahl sich verringert hat, sowie bei der Zahl der Züge. Jetzt will der neue Geschäftsführer Heinemann auch die Verwaltung abspecken. Derzeit hat die S-Bahn noch über 3500 Mitarbeiter. Befürchtungen, durch die seit Ende Mai verlängerten Arbeitszeiten um vier Stunden würden weitere 640 Stellen wegfallen, wies Heinemann zurück.

Nach Abschluss des Vertrages mit dem Senat hatte die damalige S-Bahn-Geschäftsführung erklärt, der Betrieb mache nun mehrere Jahre Verluste und erst in der zweiten Hälfte der Vertragsdauer Gewinne, die dann die Verluste ausgleichen würden. Doch bereits nach etwa einem Jahr sprach die S-Bahn von einen ausgeglichenen Ergebnis. Und auf die Gesamtlaufzeit gesehen macht sie nach den vorliegenden Zahlen jetzt sogar gewaltige Gewinne – mit einer Umsatzrendite, von der andere Unternehmen nur träumen können.

Ähnlich gut wie bei der S-Bahn steht die Bahn nach Tagesspiegel-Informationen auch in Brandenburg da. Dort bringt ihr der Verkehrsvertrag für den Regionalverkehr ebenfalls Millionengewinne ein. Nach Angaben von Insidern finanziert die Bahn aus solchen Gewinnen Verluste auf anderen Strecken, die sie nur weiter betreiben darf, weil sie dort Preise angeboten habe, die unter den Kosten lägen. Dazu soll unter anderem die S-Bahn Rhein-Neckar gehören.

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