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Noch mit Dieselantrieb. Metrobusse gibt es, Expressbusse auch - und demnächst vielleicht E-Busse.

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Berliner Nahverkehr: Neuer BVG-Elektrobus kommt nicht in Fahrt

Berlin will Vorreiter bei der Elektromobilität sein. Die BVG plant deshalb in Marzahn eine Linie mit E-Bussen. Doch das ist dem Bundesverkehrsministerium zu weit draußen - und tritt erst einmal auf die Bremse.

Die Zahnbürste auf Rädern kommt bei der BVG nicht in Schwung. Seit Jahren plant das Unternehmen ein Experiment mit Elektrobussen, deren Batterien an Haltestellen berührungslos – wie bei elektrischen Zahnbürsten – aufgeladen werden, kommt damit aber nicht voran. Und jetzt tritt auch noch das Bundesverkehrsministerium als Geldgeber auf die Bremse: Die von der BVG im vergangenen Jahr für den Test ausgewählte Linie 192 (S Friedrichsfelde Ost–S Marzahn) ist nicht förderwürdig. Unterstützt werde nur eine innerstädtische, „gut sichtbare“ Linie, sagte eine Sprecherin. Nun will die Technische Universität einspringen. Sie schlägt als Alternative eine Mischung aus den besonders bei Touristen beliebten Linien 100 und 200 vor, E 1 genannt. Ob hier der übliche Tarif gelten würde, ist noch nicht entschieden.

Ursprünglich wollte die BVG die Elektrobusse auf der Linie 147 (Ostbahnhof–Hauptbahnhof) fahren lassen. Für diese innerstädtische Verbindung hatte die BVG auch bereits die Mitfinanzierung des Verkehrsministeriums in der Tasche, das im Rahmen des Projekts „Schaufenster Elektromobilität“ 47 Prozent der Kosten übernommen hätte. Berlin hatte sich dafür 2012 beworben.

Elektro-Bürste. So funktioniert der E-Bus. Er wird an einer Station aufgeladen.
Elektro-Bürste. So funktioniert der E-Bus. Er wird an einer Station aufgeladen.

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Doch nach dem Zuschlag kamen der BVG Zweifel an der Praxistauglichkeit der ausgewählten Linie: Die 147 sei „planungsbehaftet“, hieß es nun. Das bedeutet, es gibt keine Sicherheit, dass es bei dieser Linie innerhalb des auf acht Jahre angesetzten Projekts keine Änderungen geben wird. Würden aber der Linienverlauf oder die Endpunkte mit den Ladestellen geändert, wäre die dort teuer eingebaute Infrastruktur nicht mehr zu nutzen oder müsste sogar entfernt werden.

Zudem sei die Linie 147 stauanfällig, bemerkte die BVG inzwischen. Nichts würde dem geplanten Werbeeffekt aber mehr schaden als Busse, die wegen eines Staus oder einer Umleitung liegenblieben. Und wirtschaftlich sei diese Linie auch nicht zu betreiben, weil dafür acht Busse benötigt würden, deren Elektro-Variante mehr als doppelt so teuer sei wie herkömmliche Busse.

Und so fiel im Oktober im Aufsichtsrat der BVG die Wahl auf die Linie 192, für die nur fünf Busse benötigt würden. Vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums, die dann aber ausblieb. Die Begründung der BVG hatte nicht überzeugt. Man argumentierte unter anderem damit, dass dort einst eine der letzten O-Bus-Linien Berlins gefahren sei, die ihren Strom wie die Straßenbahn aus einer Oberleitung bezogen haben. Außerdem wollte die BVG die 192 als „emissionsfreie Anbindung“ zur Internationalen Gartenbau-Ausstellung 2017 vermarkten. Oder als „saubere Verbindung zwischen den Gärten der Welt und dem Tierpark“.

Die Technik gibt es bereits – vom Hersteller Bombardier „Primove“ genannt. In der Fahrbahn wird eine Ladeplatte, die Primärspule, installiert, vorwiegend an den Endhaltestellen, wo die Busse länger stehen. Am Boden der Fahrzeuge befindet sich die Sekundärspule, die den Strom über ein magnetisches Feld empfängt und dann die Batterien im Bus auflädt. Vier bis sieben Minuten soll das „kabellose Tanken“ dauern. Gesundheitliche Gefahren gebe es nicht, weil die Primärspule nur aktiv werde, wenn das Fahrzeug über der Ladeplatte stehe, sagen die Entwickler.

Mit dabei sein will hier auch die Technische Universität. Sie hat nach Tagesspiegel-Informationen als Linie E 1 einen Rundkurs vom Ernst-Reuter-Platz zum Reichstag und Brandenburger Tor und zurück über die Tiergartenstraße zum TU-Gelände vorgeschlagen; fast so, wie heute abschnittsweise die Linien 100 und 200 fahren. Äußern wollte sich die TU dazu auf Anfrage noch nicht. Auch nicht zum möglichen Tarif. Noch bleibt ein bisschen Zeit für einen Antrag: Das Schaufensterprogramm schließt Ende 2015.

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